Hör mal, wer da spricht!
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Die menschliche Stimme wird immer berechenbarer. Bild: Niklas Wesner
Was geschieht, wenn Stimmen von Künstlicher Intelligenz erzeugt werden? Wie wirkt sich das auf unsere Wahrnehmung aus – und was sagt die Stimme von Robert De Niro dazu?
Mir ist es lieber, wenn Sie unser Gespräch nicht aufnehmen, sondern mitschreiben“, sagt Christian Brückner im Literaturhauscafé in Berlin. Er sagt es mit einer Stimme, bei deren Klang sehr viele von uns Robert De Niro vor sich sehen. Denn seitdem der amerikanische Regisseur Martin Scorsese ihn 1976 erstmals als Synchronsprecher für seinen Hauptdarsteller im Film „Taxi Driver“ castete, ist Brückner die deutsche De- Niro-Stimme. Und durch all die berühmten Literaturlesungen und Hörbücher, die er über Jahrzehnte aufgenommen hat, eine der bekanntesten deutschen Stimmen überhaupt. Nur der Werbung hat er, bis auf wenige Ausnahmen, seine Stimme ganz bewusst nicht geliehen und war umso verwunderter, als er eine Zeit lang immer wieder angesprochen wurde: „Ich habe dich in der Werbung gehört.“ Gemeint war eine Bierwerbung. Christian Brückner hatte sich aber nie für eine Bierwerbung engagieren lassen. Stimmenimitatoren waren am Werk. Sprecher, die versuchten, „den Brückner zu machen“, wie er das jetzt nennt, beziehungsweise „den De Niro“ – und die damit Geld verdienten.
Er habe damals überlegt, die Stimmimitatoren zu verklagen, erzählt er, sah dann aber doch davon ab. Und es ist auch nicht sicher, ob er Erfolg gehabt hätte. Jede menschliche Stimme ist einzigartig. Ohne den Nachweis eines Auftrags, dass ein Sprecher absichtsvoll genauso sprechen sollte wie er, hätte dieser sich auf eine zufällige Ähnlichkeit der Stimmen berufen können. Der Vorfall liegt eine Weile zurück. Er fiel Christian Brückner wieder ein, als er vor ein paar Jahren aufgefordert wurde, mit einer neuen Technik zu arbeiten. „Ein Synchronstudio“, erzählt er, „schlug mir damals im Auftrag einer Produktionsfirma ein Verfahren vor, bei dem mein Gesicht in einer 360-Grad-Aufnahme gefilmt werden, alle Gesichts- und vor allem die Mundbewegungen festgehalten werden sollten, und fragte, ob ich noch einen Bart trüge.“ Das kam ihm seltsam vor, er ließ sich nicht darauf ein. Er gehört zu denen, die es sich leisten können, sich auf so etwas nicht einzulassen. Und fragt sich noch heute, wofür man die Daten, wären sie gespeichert worden, verwendet hätte.
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