Es ist auch Euer Krieg!
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In der Ukraine stehen die Menschen vor schwierigen Entscheidungen: Soll ich flüchten oder bleiben? Soll ich das Land verteidigen oder meine Familie? Bild: Kat Menschik
Ein Gespräch mit den ukrainischen Schriftstellerinnen Tanja Maljartschuk, Katja Petrowskaja und dem Autor Jurko Prochasko über zivilen Mut im Kriegsalltag, russische Propaganda und die deutsche Affinität zum Großrussentum.
Jurko Prochasko, Sie leben in Lemberg. Wie ist die Situation?
Jurko Prochasko: Ich bin gerade zurück von einem – Spaziergang kann man es nicht mal nennen, aber ich war draußen. Heute ist ein sehr sonniger, obwohl ziemlich kalter Tag bei Minusgraden. Es gibt sehr viele Flüchtlinge in der Stadt. Sie wollen sich aber offenbar nicht nur als Flüchtlinge, also als deprimierte, deklassierte, delokalisierte Menschen begreifen, sondern in Lemberg das Leben spüren. Sie gehen mit ihren Familien in Cafés, essen in Lokalen, sofern noch welche aufhaben. Sie genießen sichtlich diese Großstadt mit ihrer kulturellen Aura. Als ich das sah, dachte ich, dass es so nicht nur den ukrainischen Flüchtlingen hier in der Westukraine geht, sondern sicherlich auch denjenigen, die ins Ausland gegangen sind. Bestimmt wollen sie sich dort nicht nur als Vertriebene fühlen, sondern auch als Menschen, die dazugehören, die das Leben leben und genießen wollen. Wir sind sehr auf den Willkommenswillen, die Zuvorkommenheit und Offenheit der Gastgebergesellschaften angewiesen. Das ist ein sehr kostbarer Schatz. Also bitte, seht uns nicht nur als Entrechtete, sondern auch als Teil unserer gemeinsamen europäischen Kultur – als Menschen, die diese auch leben wollen und können.
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