Woher die Brutalität russischer Soldaten kommt
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Ein Angehöriger der russischen Nationalgarde bei einer Probe für die Siegesparade in St. Petersburg, aufgenommen am 26. April. Bild: AP
Viele russische Soldaten, die in der Ukraine kämpfen, kommen aus abgehängten Regionen ihres Landes. Brutalität ist für viele eine alltägliche Kommunikationsform, die sie seit ihrer Jugend eingeübt haben. Ein Gastbeitrag.
Die Welt ist erschüttert über die Brutalität der russischen Soldaten, sie fragt sich: Woher kommt so viel Tierisches im Menschen, so viel Wut, so viel Hass? Wer sind diese Soldaten, die wir kaum sehen, von denen wir jedoch ausführlich lesen. Sie kamen nicht aus Moskau, aus Sankt Petersburg oder Nowosibirsk in die Ukraine – sie kamen überwiegend aus depravierten Regionen im Fernen Osten oder Zentralrussland. Aus Gegenden, die, vorsichtig gesagt, wenig einladend sind.
Ich kann mir das Leben dieser Soldaten, bevor sie in die Ukraine kamen, gut vorstellen. Ich habe 33 Jahre lang auf der Insel Sachalin gelebt, von wo auch Wehrpflichtige in die Ukraine geschickt wurden. Gewalt war als Kommunikationsform in den Neunzigerjahren weit verbreitet. Die Gesellschaft war plötzlich verarmt, über Nacht in Schichten zerfallen, die nur der Besitz, unter anderem der von Arbeit, unterschied, der normale Alltagsneid wurde abgelöst vom Sozialneid. Als meine Eltern ihr erstes japanisches Auto kauften – zuvor musste jeder die sowjetische Autoindustrie unterstützen –, wurde es vor unserem Haus verbrannt. Nur damit wir nicht anfingen, gut zu leben.
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