Wir wollen doch nicht die Koffer packen
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Die Stipendiaten Nasim Gambarov (links) und Anastassia Pletoukhina mit dem Geschäftsführer des Eles-Studienwerks Jo Frank. Bild: Daniel Pilar
Beleidigungen und Übergriffe gegen Juden in Deutschland halten an. Wie erleben das die Jüngeren? Was würden sie gern ändern? Eine Begegnung mit Stipendiaten des Eles-Studienwerks in Berlin.
Oft werden Juden in Deutschland gefragt, ob sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht hätten, das Land zu verlassen. Schließlich hört man es doch überall: Der Antisemitismus nimmt zu. Juden werden auf deutschen Straßen beschimpft, bespuckt, tätlich angegriffen. Es gibt rechten, linken, muslimischen Antisemitismus. Die Motive sind divers, die Feindbilder bleiben die gleichen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (Rias) zählt seit fünf Jahren alle in Berlin gemeldeten antisemitischen Vorfälle. Die Zahlen sind erschreckend. Von rund zweitausend Straftaten gegen Juden im Jahr 2019 berichtete zuletzt das Bundesinnenministerium. Erfasst ist darin auch der Anschlag auf die Synagoge in Halle, der bald ein Jahr zurückliegt. Doch das sind nur ungefähre Zahlen. Denn viele antisemitische Vorfälle werden nicht zur Anzeige gebracht und in der Statistik deshalb nicht erfasst.
Viel ist von Aufarbeitung die Rede. Und trotzdem bilanziert der Journalist Ronen Steinke in seinem erschütternden Buch über „Terror gegen Juden“: „Der Terror ist nie weg gewesen.“ Manche Betroffene überlegten, nach Israel auszuwandern, das wurde in jüngster Zeit immer wieder berichtet. Wird in der jüdischen Gemeinschaft viel darüber geredet?
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