Sie fühlten sich sicher, das war ihr Verhängnis
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Aufbruch in den Tod: eine jüdische Familie wird am 20.Juni 1943 aus Amsterdam ins Lager Westerbork deportiert Bild: Herman Heukel/NIOD
Anne Frank hatte kaum eine Chance: Von den mehr als hunderttausend aus den Niederlanden deportierten Juden überlebten nur fünftausend die deutsche Besatzung. Der Judenrat spielte dabei eine tragische Rolle.
Die mutmaßliche Enttarnung des Informanten, der die weltbekannte Tagebuchschreiberin Anne Frank und weitere sieben Bewohner des „Achterhuis“ an der Amsterdamer Prinsengracht verraten haben soll, hat ein außerordentliches mediales Echo ausgelöst (F.A.Z. vom 18. Januar). Die mit ebenso großer Verve wie restriktiver Handhabung inszenierte Pressekampagne machte es Historikern bislang kaum möglich, die parallel in einer CBS-Dokumentation und einer Buchveröffentlichung (Rosemary Sullivan: „The Betrayal of Anne Frank“, HarperCollins) angekündigten neuen Erkenntnisse einer interdisziplinär zusammengesetzten Recherchegruppe („Cold-Case-Team“) zu überprüfen. Vorab informierte Journalisten hatten eine Geheimhaltungserklärung zu unterzeichnen, worin sie verwarnt wurden, dass man sie bei einer vorzeitigen Veröffentlichung haftbar zu machen gedenke. Es stand also Außerordentliches zu erwarten.
Seit einer Woche liegen die englischsprachige sowie die niederländische Ausgabe des Buches von Rosemary Sullivan vor; die deutsche mit Sperrfrist 22. März erscheint in einigen Wochen bei HarperCollins Deutschland. Seither haben sich etliche, vor allem niederländische Historiker mit der (angeblich zu „85 Prozent sicheren“) Annahme des „Cold-CaseTeams“ befasst, der zufolge der jüdische Notar Arnold van den Bergh den deutschen Behörden in Amsterdam im Sommer 1944 eine Liste mit den Aufenthaltsorten „untergetauchter“ Juden zugespielt habe, darunter die Menschen im Hinterhaus der Prinsengracht 263.
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