Die Zentralbank verfährt gottähnlich
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Die Europäische Zentralbank in Frankfurt am Main Bild: Marc-Steffen Unger
Das Leben könnte bald sehr unheimlich werden: Während die Inflation Fahrt aufnimmt, werden Befürchtungen über ihre Konsequenzen immer lauter. Warum aber macht sie sich eigentlich erst jetzt bemerkbar? Ein Gastbeitrag.
Schon Edelmetallmünzen waren von Inflation bedroht. Warum sollten hoch verschuldete absolutistische Herrscher pures Gold und Silber zu Gulden oder Dukaten prägen lassen, wenn eine Prise Blei darin doch kaum auffiel? Doch für gepanschtes Geld bekamen auch sie weniger Güter und Gegenleistungen. Und Steuereinnahmen aus minderem Geld machten sie nicht froh. Es riss sie nicht aus den Schulden heraus, aber ihr ganzes Land in Preissteigerungen hinein.
Die Reize und Gefahren der Inflation wuchsen drastisch mit dem Papiergeld, das zunächst ein Geniestreich war. Ein Konsortium schwerreicher Londoner Kaufleute erbot sich 1694, dem König zur Begleichung seiner Kriegsschulden 1,2 Millionen Pfund Sterling zu überlassen, wenn es für diese Summe königlich anerkannte Banknoten durch Verleih in nationalen Umlauf bringen durfte. Sie sollten „so gut wie“ Münzen sein – und stets durch Münzen gedeckt. Das waren sie fast nie. Gleichwohl: Ihre Ausgabestelle, die Bank von England, war die Urform der Zentralbank. Sie übernahm die Verwaltung der nationalen Währung – im Rahmen kommerzieller Eigeninteressen.
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