Hessischer Kulturpreis : Navid Kermani und der Preis, den er nicht bekam
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Kämpfer für das Kreuz: Kardinal Lehmann Bild: Frank Röth
Der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani sollte den Hessischen Kulturpreis erhalten - und bekommt ihn nun doch nicht. In der F.A.Z. beschreibt Kermani, wie er den Preis aberkannt bekam, was er über das Kreuz denkt und wie der Dialog funktioniert.
Am 20. März teilte der Protokollchef des Landes Hessen, Dieter Beine, dem Schriftsteller und Orientalisten Navid Kermani telefonisch mit, dass ihm - gemeinsam mit Kardinal Karl Lehmann, dem früheren evangelischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker und dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn - der Hessische Kulturpreis verliehen werden solle. Gewürdigt werde der kulturelle Beitrag der Religionen, das Preisgeld betrage 11.250 Euro. Kermani erklärte sich bereit, den Preis anzunehmen - doch er wird ihn nun doch nicht bekommen (Eklat um den Hessischen Kulturpreis). In einem Artikel für die F.A.Z. (Freitagsausgabe) beschreibt Kermani, wie er den Preis aberkannt bekam, was er über das Kreuz denkt und wie der Dialog zwischen Religionen funktioniert.
Die Nachricht, dass die Preisträger Lehmann und Steinacker Anstoß an einem seiner Texte genommen hätten, habe er zunächst für eine Verwechslung oder ein Missverständnis gehalten, so Kermani. In besagtem Beitrag habe er in der Tat seine Ablehnung der Kreuzestheologie sehr drastisch formuliert, zugleich aber aufgezeigt, wie ihn „das ästhetische Erleben bis an den Rand der Konversion“ geführt habe. Bestürzt zeigt sich Kermani über den „diffamierenden Ton“ eines Briefes, den Kardinal Lehmann über ihn geschrieben habe: „Ich kann nur hoffen, dass jemand diesen Brief noch veröffentlicht, denn zumindest die Passagen, die ich hörte, sind derart aggressiv, dass sich der Verfasser damit selbst diskreditiert.“
Von der Nachricht, dass ihm der Preis aberkannt worden war, erfuhr Kermani erst durch die F.A.Z. Von der Hessischen Staatskanzlei sei später lediglich eine Presseerklärung und ein Brief des Ministerpräsidenten bei ihm eingetroffen, der ihn zu einer Podiumsdiskussion eingeladen habe. Was Kermani Roland Koch antwortete, lesen Sie im Feuilleton der F.A.Z. vom Freitag, den 15. Mai.