Heilige nationale Mission
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Tiefbau: der Entwurf von Architekt David Adjaye sieht bronzefarbene, finnenartige Wände vor. Bild: UK Holocaust Memorial Foundation
Die britische Politik lobt das geplante Holocaust-Denkmal in London, doch es gibt auch viele Kritiker. Manche befürchten sogar, es könne den Antisemitismus befördern.
David Cameron hat nicht damit gerechnet, dass er britische Juden entzweien würde, als er 2014 ein „frappierendes und prominentes“ nationales Holocaust-Denkmal mit einem Lernzentrum von Weltrang ankündigte. Statt allgemeinen Zuspruch zu finden, ist das Projekt heftig umstritten. Das Denkmal sollte eine „kühne Aussage“ über die Bedeutung machen, die Britannien der Bewahrung der Erinnerung an das „dunkelste Kapitel der Geschichte“ beimesse, und eine dauerhafte Bekräftigung britischer Werte sein. Als Standort wurde Victoria Tower Gardens auserwählt, eine kleine dreieckige Grünfläche direkt neben dem Palast von Westminster an der Themse. Mit dieser Platzierung in unmittelbarer Nähe zum Zentrum der britischen Demokratie glauben die Entscheidungsträger eine „starke assoziative Botschaft“ im Sinne des Mahnmals gegen das Vergessen vermitteln zu können.
Als solches begrüßen führende jüdische Organisationen und prominente Juden die Initiative denn auch ebenso energisch, wie andere sie als Politik der bloßen Gesten ablehnen. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Regierung die Hälfte der mit hundert Millionen Pfund veranschlagten Kosten beisteuert. Der Rest sollte durch Spenden aufgebracht werden. Inzwischen ist der Anteil des Staates auf 75 Prozent gestiegen. Es scheint, dass die Stiftung unter dem Vorsitz des Immobilienunternehmers Gerald Ronson die sonst so philanthropisch geneigte jüdische Gemeinde nicht hinreichend zum Geben mobilisieren kann.
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