Genomentschlüsselung für alle : Sie haben ein erhöhtes Risiko für Prostata-Krebs
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Sie analysieren also heute schon, so viel Sie können, und vertrauen darauf, dass auch die übrigen Daten eines Tages einmal wertvoll werden, je weiter die Wissenschaft voranschreitet?
Exakt. Im Augenblick erfasst unsere Analyse etwa 50 unterschiedliche Erbkrankheiten, wie zum Beispiel Mukoviszidose. Daneben gibt es den allgemeinen Krankheitsreport, der einem Hinweise gibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeiten für unterschiedliche Erkrankungen liegen. Andere Berichte geben Aufschluss darüber, welche Wirkstoffe man verträgt und wie der Körper diese annimmt. Und dann haben wir noch einige allgemeine Angaben über die Physiognomie. Das ist das, was uns die Wissenschaft heute ermöglicht. Was 23andMe so besonders macht, ist, dass wir unsere Kunden über medizinische Errungenschaften auf dem Laufenden halten. Wir haben ein Expertenteam, das stets auf dem aktuellen Stand der Forschung ist und unsere Gesundheits-Reports ständig aktualisiert. Ich denke, das ist ein unglaublicher Mehrwert, denn es geht weit über das hinaus, was man mit dem allerersten Bericht für nur 99 Dollar bekommt.
Sie meinen, wie eine Art Software-Update?
Ja, das ist ein guter Vergleich. Wenn Sie sich 23andMe im November 2007 ansehen, als der Service zum ersten Mal angeboten wurde, so konnten wir damals gerade einmal 14 individuelle Aussagen treffen – zu einem Preis von 999 Dollar. Heute ist es uns möglich, den Preis auf 99 Dollar zu reduzieren, bei einer Ausweitung unserer Analyse auf 250 unterschiedliche Punkte; das alles in sechs Jahren! Das ist erstaunlich! Und es hat weniger mit 23andMe zu tun als mit der Entwicklung der Genforschung generell. Das erste menschliche Genom wurde vor 13 Jahren komplett kartographiert. Wir sind also noch ganz am Anfang. Es gibt in den kommenden Jahren viel zu entdecken.
Wie viele Kunden haben Sie aktuell in Ihrer Datenbank?
Wir haben mehr als 450.000 genotypisierte Kunden. Wir arbeiten hart daran, so bald wie möglich die eine Million-Marke zu knacken. Von da an wollen wir fünf und dann 25 Millionen Kunden erreichen. Je mehr Daten wir haben, desto besser sind wir in der Lage, genetische Entdeckungen zu machen. Letztendlich ist unser Ziel, neue Heil- und Behandlungsmethoden zu finden. Big Data macht das möglich.
Und diese ganzen intimen Daten verstecken Sie hier in Ihrer Firmenzentrale im Keller?
Wir treffen eine Vielzahl an Vorkehrungen, um unsere Kundendaten zu schützen. Schon in einer ganz frühen Phase, noch bevor 23andMe seinen Betrieb aufgenommen hat, haben die Firmengründer erkannt, dass man im DNA-Gewerbe ohne Vertrauen kein Geschäft machen kann. Die gute Nachricht ist, dass wir unsere Zentrale hier im Silicon Valley haben, wo es einige der hellsten Köpfe gibt, wenn es um das Thema Datensicherheit geht. Wir wollen unseren Kunden aber auch reinen Wein einschenken, indem wir darauf hinweisen, dass wir ein Online-Anbieter sind. Damit sind immer gewisse Risiken verbunden. Es wäre unredlich, jemanden weismachen zu wollen, dass es so etwas wie eine hundertprozentige Sicherheit gebe. Die gibt es nicht.
Was tun Sie, um die Daten Ihrer Kunden bestmöglich zu schützen?
Zunächst einmal sind die Gen-Daten und die persönlichen Daten unserer Kunden an zwei unterschiedlichen Orten gespeichert. Der einzige Zeitpunkt, an dem diese Datensätze zusammengefügt werden, ist der Zeitpunkt, wenn Sie sich in Ihr Konto einloggen. Dann gibt es einen separaten Bereich für unsere Forschung. Die Mehrheit unserer Kunden, ungefähr 90 Prozent, entscheidet sich für eine Teilnahme an diesem Programm. Dadurch haben wir die Möglichkeit, uns die anonymisierten genetischen Daten der Kunden anzusehen. Unsere Forscher haben keine Möglichkeit, Namen, Wohnadressen, Kreditkarteninformationen oder dergleichen einzusehen. Diese Daten sind an völlig verschiedenen Orten gespeichert.