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Heinrich Peuckmann gestorben : Der Mann aus Kamen

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Der Schriftsteller Heinrich Peuckmann (1949-2023) Bild: Roland Baege

Der frühere Generalsekretär des Schriftstellerverbands PEN, Heinrich Peuckmann, ist gestorben. Er war zuletzt bei der Auseinandersetzung um den ehemaligen PEN-Präsidenten Deniz Yücel in die Schlagzeilen geraten.

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          Der Schriftstellerverband PEN Deutschland trauert um seinen früheren Generalsekretär Heinrich Peuckmann. Der Autor sei in der Nacht zum Freitag im Alter von 73 Jahren gestorben, teilte die Organisation am Samstag in Darmstadt mit.

          Der 1949 als Bergmannssohn im Ruhrgebiet geborene Autor hatte nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Evangelischen Theologie zunächst als Gymnasiallehrer gearbeitet. In den Achtzigerjahren begann er, Gedichte, Essays, Romane und Kinderbücher zu schreiben und veröffentlichte von da an zahlreiche Bücher. Bekannt wurde er mit seiner Krimiserie um den Kommissar Anselm Becker und mit einer Reihe von Ruhrgebietsromanen. Ab 2013 gehörte er dem Präsidium von PEN Deutschland an und wurde 2019 Generalsekretär des Verbandes.

          2016 hatte sich Peuckmann als früherer Religionslehrer über seine ehemalige Schülerin Frauke Petry geäußert, die damalige AfD-Vorsitzende. Sie sei „intelligent, nicht klug“, so Peuckmann damals auf Facebook: „Denn mit Klugheit verbindet sich Moral. Die kann ich bei ihr nicht (mehr) erkennen.“ Er warf ihr zugleich ein „undifferenziertes und verachtenswertes Welt- und Menschenbild" vor. Im Religionsunterricht habe er immer versucht, Petry und allen anderen Schülern christliche Werte beizubringen, „wie Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, besonders auch Nächstenliebe, die gerade jenem zusteht, der in Not ist (zum Beispiel einem Flüchtling)“.

          Peuckmann war zuletzt während des Streits um den kurzzeitigen PEN-Präsidenten Deniz Yücel in die Schlagzeilen geraten. Auf einer Jahrestagung in Gotha war es im Schriftstellerverband im Mai 2022 zu großen Auseinandersetzungen gekommen. Yücel konnte bei der dortigen Abstimmung zwar noch als Präsident wiedergewählt werden. Als Heinrich Peuckmann, zu der Zeit Generalsekretär des PEN und Yücels erbitterter Gegner, im Anschluss aber mit deutlich größerer Mehrheit bestätigt wurde, war Yücel zum Mikrofon gerannt und hatte den bekannt gewordenen Satz „Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein, ich trete zurück“gerufen. Bei einer Aussprache nach dem Eklat waren am darauffolgenden Tag auch Heinrich Peuckmann und die Vizepräsidentin Astrid Vehstedt zurückgetreten. Yücel wandte sich vom PEN ab und gründete mit Mitstreitern den PEN Berlin.

          „Sein Tod erschüttert“, erklärte der Präsident des PEN-Zentrums Deutschland, José F. A. Oliver am Samstag. „Wir verdanken ihm viel.“ Peuckmann sei insbesondere das Programm Writers-in-Exile des PEN-Zentrums wichtig gewesen, das sich um Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil kümmert, heißt es im Nachruf des Verbandes. Er habe sich persönlich sehr für die in ihren Heimatländern verfolgten Stipendiatinnen und Stipendiaten eingesetzt.

          Der Schriftsteller war Vater von drei Söhnen und lebte in seinem Geburtsort Kamen in Nordrhein-Westfalen.

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