Wir erleben eine Art Aufstand der unteren Schichten
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Wer um seinen Job fürchtet, mobilisiert sich nicht. Deshalb bräuchte es in einem vereinten Europa eine Internationalisierung der Gewerkschaften. Bild: Frank Röth
Haben die Deutschen mit ihrem Kult um die Herkunft die „Rückkehr nach Reims“ falsch verstanden? Hat Sahra Wagenknecht eine Mitschuld an Chemnitz? Ein Gespräch mit dem Soziologen Didier Eribon.
Ihre „Rückkehr nach Reims“ war in Deutschland ein Bestseller – in zwei Jahren wurden so viele Exemplare davon verkauft wie in Frankreich in neun Jahren. Dabei hat man den Eindruck, dass die politischen Fragen der „Rückkehr“ in der Rezeption hierzulande deutlich hinter den autobiographischen Bildungsroman zurücktreten, den Sie in Ihrem Buch erzählen. Haben die Deutschen Sie missverstanden?
Der Erfolg in Deutschland war natürlich sehr schmeichelhaft. „Heimat“ und „Herkunft“ stehen in dem Buch nicht im Mittelpunkt, es ist vielmehr die Klassenstruktur der französischen Gesellschaft. Ich bin ja nicht Heidegger. In „Rückkehr nach Reims“ geht es um die Machtverhältnisse zwischen den Klassen, die sich im Bildungssystem perpetuieren – darum, zu verstehen, was die französische Geschichte dauerhaft prägt und was sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Es geht um soziale Mobilität, Genderstrukturen, Bildungswege.
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