Fragen an Israels Geschichte : Wer war König David (1)?
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„König David spielt die Harfe“, Gemälde von Gerrit van Honthorst aus dem Jahr 1622 Bild: picture alliance
Von der Bibel über die römisch-deutschen Kaiser bis Leonard Cohen: Kein König wirkte so nachhaltig wie David. Wie gesichert ist unser Wissen über ihn? Fragen an den Religionswissenschaftler Thomas Römer. Erste Folge.
Wie sicher ist, dass David eine historische Persönlichkeit war?
Die Historizität Davids ist nicht zweifelsfrei zu belegen. Außerhalb der biblischen Texte gibt es nur eine Inschrift, die möglicherweise den biblischen David erwähnt. Es handelt sich um eine aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert stammende, fragmentarische Inschrift aus Tel Dan, im Norden Israels, die nach einer von der Mehrheit der Spezialisten akzeptierten Lesart ein „Haus Davids“ erwähnt. In dieser Siegesstele rühmt sich ein aramäischer König dem „Haus Davids“, also dem Königreich Judas, eine entscheidende Niederlage zugefügt zu haben. Dies belegt, dass die Nachbarn Judas, dieses kleine Reich nach dem Namen ihres vermeintlichen Gründers benannt haben. Genau genommen beweist der Ausdruck „Haus Davids“ die Geschichtlichkeit Davids nicht.
Allerdings enthalten die biblischen Berichte über David auch negative Züge (so erscheint David in manchen Erzählungen als Vasall der Philister, die in der Davidüberlieferung als Erzfeinde Israels dargestellt werden), die darauf schließen lassen, dass die Figur Davids nicht ohne jegliche Grundlage erfunden wurde. Am besten bezeichnet man David als eine legendäre Figur, die eine geschichtliche Grundlage hat, deren Konturen jedoch nur sehr grob eruiert werden können.
Welche weiteren archäologischen Funde sind ihm zuzuordnen?
Außer der Inschrift aus Tel Dan gibt es keine archäologischen Funde, die zweifelsfrei mit David in Beziehung gebracht werden können. Der 2008 bis 2013 archäologisch analysierte Ort Khirbet Qeiyafa, ein Tell, der sich im Grenzbereich zwischen den Philisterstädten und dem judäischen Territorium befindet, wurde von dem Leiter der Ausgrabungen, Yosef Garfinkel, mit David in Beziehung gebracht, der auf diesem Hügel, dessen Besiedlungsreste in das 10. Jahrhundert vor Christus datiert werden, seine Sommerresidenz errichtet haben soll. Der Ort befindet sich in der Nähe des Tals Elah, in welchem nach der biblischen Überlieferung David den Riesen Goliath besiegt hat. Allerdings erwähnt die Bibel selbst keinerlei Beziehung zwischen David und diesem Ort, den Garfinkel mit der biblischen Stadt Scha’araim identifiziert.
Die Frage von Resten eines Palastes Davids wird immer noch heftig diskutiert. Die Archäologin Eilat Mazar entdeckte 2005 in der sogenannten Davidstadt, die auf einer schmalen Höhe südlich des Jerusalemer Tempelberges und gegenüber der palästinischen Stadt Silwan liegt, eine große Steinstruktur, die sie als Reste des Palastes Davids interpretierte. Anderen Meinungen zufolge wäre diese Anlage weit später zu datieren, möglicherweise in die Hasmonäerzeit, das heißt in das zweite oder erste vorchristliche Jahrhundert. Auch ist weiterhin umstritten ob der Regierungssitz Davids wirklich auf dieser Höhe lokalisiert werden kann. Manche Forscher vertreten die Annahme, dass der Palast Davids eher auf dem nördlich von der Davidstadt gelegenen Ophel zu suchen sei.
Wann lebte David – in welcher Zeit wird sein Leben verortet?