Gehört Hundeessen zur Kultur?
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Zum Streicheln oder Kochen? Hundehändler 2015 in Qingdao. Bild: © Ian Berry/MAGNUM PHOTOS
Der Verzehr von wildlebenden Tieren hat seit dem Beginn der Corona-Krise in China einen schlechten Ruf. Jetzt verbietet die erste Stadt den Handel mit Hundefleisch. Was ist dran an der aufwallenden Kritik?
Vom 1. Mai an wird es in der südchinesischen Metropole Shenzhen verboten sein, Hunde- und Katzenfleisch zu essen. Bisher war dies nicht der Fall und ist es im Rest des Landes erst mal auch weiterhin nicht. Die Entscheidung der Stadtverwaltung gilt als Durchbruch des Tierschutzes in China, wie zuvor schon das zumindest vorläufige landesweite Verbot des Verzehrs und Verkaufs von wildlebenden Tieren, das im Februar ergangen war – als Reaktion auf den Verdacht, dass das neue Coronavirus von Fledermäusen auf das als Delikatesse geltende Gürteltier Pangolin und von diesem auf den Menschen übergesprungen sei. Viele rechnen damit, dass das Verbot in Shenzhen ein Modellversuch für ganz China ist.
Das schien auch die Firma Fankuai aus der ostchinesischen Provinz Jiangsu zu fürchten, die sich auf Hundefleisch spezialisiert hat. Auf die Ankündigung reagierte sie mit einem wütenden Blogeintrag auf Weixin, dem chinesischen Whatsapp: Das neue Gesetz sei eine „Verneinung von Tausenden Jahren chinesischer Essenskultur“. Hunde zu verzehren, sei für Chinesen seit Menschengedenken eine Form, ihre „kulturelle Zuversicht“ auszudrücken. Die Entscheidung der Stadt wolle nur dem Westen gefallen und erzeuge im Ergebnis eine „unharmonische gesellschaftliche Atmosphäre“.
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