„Das könnte ein Affe am Computer schreiben“
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Ennio Morricone, Ende 2018 in Rom. Bild: EPA
Ist Ennio Morricones Tirade gegen ganz Hollywood im „Playboy“ wirklich erfunden? Der Komponist behauptet das – doch es gibt durchaus Gründe, an seiner Darstellung zu zweifeln.
Vor einigen Jahren, noch im alten Jahrtausend, gab es einen Schweizer Journalisten in Los Angeles, der Interviews mit Hollywood-Prominenten erfand. Sie erschienen in verschiedenen deutschen Illustrierten und Zeitungsmagazinen, und sie waren ungeheuer unterhaltsam. In ihnen sprach Sharon Stone über ihre Lust, Männer zu quälen, Courtney Love über Desillusionierung und das Spiel mit ihren Brüsten, Brad Pitt über seine Vorliebe für die ägyptischen Gnostiker und Johnny Depp über seinen Kindheitstraum, Rockstar zu werden. Doch dann flog der Bluff des Tom Kummer auf, und seine Kabinettstücke verschwanden aus der Hochglanzpresse. Seitdem sind die Prominenteninterviews aus Hollywood wieder absolut wasserdicht und öfter ein bisschen langweilig. Es gibt immer noch genügend Klatsch und Tratsch und Nonsens in der Welt des schönen Scheins, aber man hört ihn nicht mehr aus dem Mund der Stars.
Jetzt macht ein neuer Streit um ein Magazin-Interview Schlagzeilen, der in manchen Zügen an den Fall Tom Kummer erinnert. Am Dienstag distanzierte sich die Redaktion des „Playboy“ von einem Gespräch, das der Journalist Marcel Anders für ihre November-Ausgabe mit dem italienischen Filmkomponisten Ennio Morricone geführt hatte. Das „im Interview gesprochene Wort“ sei „in Teilen nicht korrekt wiedergegeben“, hieß es; man bedauere, dass „Herr Morricone“ dadurch „in ein falsches Licht gerückt“ worden sei. Noch einen Tag zuvor hatte der Burda Verlag, in dem der „Playboy“ erscheint, sich „verwundert“ und „irritiert“ über die Reaktion Morricones gezeigt, der am Wochenende rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung angekündigt hatte.
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