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Trump als NFT-Sammelbild : Tausche Donald gegen Joe

Donald Trump, wie er sich sieht und liebt: Beispiele aus der neuen Kollektion. Bild: AFP

Eine Marketing-Idee aus der Mottenkiste: Donald Trump hat jetzt seine eigene Kollektion von Sammelbildchen – zum Stückpreis von 99 Dollar.

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          Was haben Liebigs Fleischextrakt und Donald Trump gemeinsam? Beide sind auf den Gedanken verfallen, mit Sammelbildchen ihr Geschäft anzukurbeln. Als Liebig damit im Jahr 1875 begann, war die Idee schon nicht mehr ganz neu. Heute wirkt sie geradezu verzweifelt. Aber das spielt für Trump keine Rolle. Die meisten seiner Ideen sind erstens nicht von ihm und zweitens von vorgestern, aber weil ein großer Teil seiner kleiner werdenden An­hängerschaft die Illusion liebt, Trump würde für sie erledigen, was sie selbst nicht hinkriegen, nämlich die Zeit zurückzudrehen, wird ihm abgenommen, was auch immer er anbietet.

          Donald im Weltall

          Das Neueste in Onkel Donalds Online-Shop: NFT-Sammelbilder mit Fotomon­tagen von ihm selbst. Stückpreis: 99 Dollar. Klingt wie Fake News, entspricht aber der Realität. Und selbst wenn es sich um eine Scherznachricht handeln sollte, würde Trump sie grinsend aufgreifen und schleunigst in die Tat um­setzen, schließlich zeigen die Bildchen Donald im Weltall, Donald als schwerbewaffneten Freizeit-Ranger, Donald als muskelbepackten Superhelden im Stil der Comic-Figuren des Marvel-Konzerns, dem mal eine Zeit lang der Sammelbildproduzent Panini gehörte. Ebenfalls keine Fake News: Die Kollektion ist bereits ausverkauft. Kurzum, die Sammelbildchen zeigen den Facettenreichtum von Trumps infantiler Selbstwahrnehmung in seiner ganzen Spärlichkeit: eine sich selbst anbetende Karikatur mit ausgeprägtem Geschäftssinn. Was hat man als Ex-Präsident denn schon groß von seinen Ex-Wählern, wenn man ihnen weder Stimmen noch Geld aus der Tasche ziehen kann?

          Sollte Trump, was Super-Mario verhindern möge, noch einmal als Präsidentschaftskandidat antreten, können ihm die Sammelbildchenmäuse bei der Wahlkampffinanzierung nützlich sein. Muss er sich DeSantis geschlagen geben, kann ein wenig Spielgeld im­merhin tröstlich wirken. Sieben Panini-Tüten mit 35 Stickern zur Fußballweltmeisterschaft in Qatar kosten übrigens 6,49 Euro, während man für 24 Bildchen von Super-Mario im „Fatpack“ schon feiste 8,50 Euro hinlegen muss. Donald Trump im Fatpack kostet 4455 Dollar. Dafür gibt es die ganze Kollektion von 45 digitalen Do­nald-Bildchen sowie einen Platz bei einem Galadinner mit Trump. Vielleicht wird sich also demnächst in manchem amerikanischen Wohnzimmer wiederholen, was sich bereits in zahllosen Kinderzimmern auf der ganzen Welt abgespielt hat: Bildchen begeistert sammeln, Bildchen sorgfältig ins Album einkleben, nach kurzer Zeit Album ebenso sorgfältig irgendwo im Schrank vergraben. Ein Jahr später: Album wegschmeißen.

          Hubert Spiegel
          Redakteur im Feuilleton.

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