Die Stunde der Orthodoxen
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Was macht nun die Hand Gottes? Hände in Gummihandschuhen halten die Zeigefinger aneinander, ähnlich wie die Hände von Gott und Adam in "Die Erschaffung Adams" auf dem Deckengemälde von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle. Bild: Samira Schulz
Die Möglichkeit der Synthese aus Religion und Vernunft: Ist das Festhalten an religiösen Geboten in der Corona-Krise selbstmörderisch – oder gilt es, davon zu lernen? Ein Gastbeitrag.
Gott ist in den Zeiten von Corona für Millionen Menschen einmal mehr gestorben. Auch aus Gründen medizinischer Prävention sagen viele nichtreligiöse Menschen, für Gemeinschaftsgottesdienste könne man nun eher die Sterbeglocken läuten lassen als die gewöhnlichen Kirchenglocken. Ohne Glocken schlüge Gleiches für Gottesdienste in Synagogen, Moscheen, buddhistischen oder hinduistischen Tempeln und bei allen himmlischen Mächten zugedachten Gemeinschaftsereignissen.
Das wäre eigentlich auch richtig, denn die empirischen Corona-Infektionsbeweise bei Gottesdienstbesuchern seien Legion. Der Konjunktiv ist hier nur der deutschen Grammatik der indirekten Rede geschuldet, das „wären“ trifft nicht die Wirklichkeit. Die nachvollziehbaren, Gottesdiensten folgenden Infektionsketten sind interkonfessionell in schockierender Weise bewiesen. Weltweit haben sich überproportional Kirchgänger, Synagogen-, Moscheen- und Tempelbesucher mit dem Virus infiziert. Erinnert sei nur an Teilnehmer eines evangelikalen Massengottesdienstes in Florida, extrem orthodoxe Juden in Williamsburg, New York, oder im israelischen Bnei Berak und in Jerusalem, an Moscheen in Berlin. Vergleichbares wird aus Iran, Pakistan, Indien berichtet.
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