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Helvetische Stille : Wer rüttelt endlich die Schweiz wach?

  • -Aktualisiert am

An der Goldküste des Zürichsees entwickeln sich die Dinge gern etwas weniger dynamisch. Bild: dpa

Kann Wohlstand eine Bürde sein? Die Hoffnung vieler linker Schweizer Ex-Aktivisten wurde durch ein Millionen-Erbe zunichtegemacht. Wahrscheinlich ist deshalb kein Funken Aufruhr in Sicht. Nur Veränderung von außen kann helfen.

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          In der Schweiz kursierte einmal das Gerücht, das Land habe die höchste Suizidrate Europas. Das stimmte nicht – aber alle Schweizer, die davon hörten, glaubten es. Man war und ist sich in der Schweiz also bewusst, dass das Leben in einem so kleinen Land gewissermaßen Geschmackssache ist. Man muss es mögen, und wer sich bei einer vorgeburtlichen Befragung für die Niederkunft in einem größeren Land entschieden hätte, kann in einem so engen Land durchaus unglücklich werden. Doch es zeigt sich, dass die Kleinheit der Schweiz auch für jene problematisch ist, oder zumindest nicht folgenlos bleibt, die sich auch freiwillig dafür entschieden hätten. Es verändert sie unweigerlich, sobald noch ein anderer wichtiger Faktor hinzukommt, von dem gleich die Rede sein wird.

          Die Schweiz war schon immer ein stilles Land, nicht im akustischen Sinn natürlich, aber es ist damit auch nicht Beschaulichkeit gemeint. Es ist eine Stille, die aus der mangelnden Notwendigkeit entsteht, etwas zu verändern. Für Schweizer gibt es nicht den geringsten Grund, etwas zu ändern, denn das Paradies hat schon vor längerer Zeit beschlossen, sich geografisch zwischen Genf und Rorschach anzusiedeln. Zur Aufrechterhaltung der paradiesischen Zustände ist nur fleißige Arbeit notwendig, grundlegende Richtungskorrekturen sind nicht nur unnötig, sondern kontraproduktiv: Das Bessere ist vielleicht der Feind des Guten, aber nicht des bereits denkbar Besten.

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