Die Welt steht an einem Wendepunkt
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Löste die großen Proteste in Iran aus: die im Polizeigewahrsam ums Leben gekommene Masha Amini. Bild: AP
Die Proteste in Iran nach dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini haben das Zeug, nicht nur das Regime in Teheran zu Fall zu bringen. Sie fordern den gesamten politischen Islam heraus. Ein Gastbeitrag.
Es nicht Iran, es ist die Welt, die dieser Tage an einem historischen Wendepunkt angekommen ist. Mahsa Aminis Tod hat Iran längst und unwiderruflich verändert. Vier Tage nach dem Beginn der Proteste sagte der kranke vierundachtzigjährige Religionsführer Ali Chamenei in seiner bisher letzten Rede folgenden Satz, und ihm war beim Sprechen die Mühe anzusehen: „Wenn man inmitten der Ereignisse steht, kann man nicht überblicken, was sich gerade ereignet.“
Wie wahr. Dieser Satz ist gerade eine Woche alt. Und es ist der einzige Satz, den der Mächtigste des Landes über diesen Tod, der die Welt bewegt, bisher gesagt hat. Dieses Schweigen kann man verstehen, wie man will. Als Ausdruck von Angst, von Überraschung oder, wie Chamenei selbst sagt, von fehlendem Überblick. Die „Ereignisse“ ereignen sich jedenfalls weiter, unvermindert und täglich blutiger. Doch wie das auch enden mag, das Gesicht Irans wird nicht mehr jenes sein, das wir vor Mahsas Tod kannten. Auch das Gesicht des Nahen Ostens und das der islamischen Welt werden nach diesem Tod andere sein.
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