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Ex-Datenschutzbeauftragter : Für mich wurde jetzt eine rote Linie überschritten

  • Aktualisiert am

Macht die verschärfte Profilbildung nicht mehr mit: Peter Schaar Bild: ddp

Die neuen Datenrichtlinien auf Facebook haben sich fundamental verändert. Für den ehemaligen Datenschutzbeauftragten des Bundes, Peter Schaar, war das ein Ausstiegsgrund. Hier erklärt er seine Entscheidung.

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          Wieso verabschieden Sie sich ausgerechnet jetzt von Facebook?

          Weil jetzt die neuen AGBs in Kraft treten. Und weil Facebook Bedenken und Kritik nicht ernst nimmt. Das ist höchst problematisch, da es bestehende Kritik schon lange und von vielen Seiten gibt. Generell herrscht die Vorstellung bei dem Unternehmen, man sei nur an das irische Recht gebunden, der europäische Datenschutz wird missachtet.

          Was genau ändert sich jetzt bei Facebook?

          Es gibt zwei wesentliche Änderungen. Erstens werden nun auch Daten von Apps gesammelt, die zwar außerhalb von Facebook laufen, aber damit verbunden sind. Das ist definitiv ein Schritt in Richtung vollständiger Überwachung. Und zweitens finden Maßnahmen dahingehend statt, die Nutzerprofile noch detaillierter und ausführlicher zu registrieren. Es werden nicht nur die Dinge erfasst, die der Nutzer mag, sondern auch die „Dislikes“. Das Ganze wird dann auch noch als nutzerfreundlich verkauft. Für mich persönlich wurde jetzt eine rote Linie überschritten. Ich bin nicht bereit, das zu akzeptieren. Dass Informationen und Daten gesammelt werden, die eigentlich außerhalb der Facebooknutzung stattfinden, ist nach deutschem Recht rechtswidrig. Hier wird eine umfassende Kontrolle der elektronischen Identität angestrebt.

          Facebook : Datenschützer kritisieren neue Nutzungsrichtlinie

          Würden Sie allen Nutzern empfehlen, Facebook zu verlassen? Wieso sollte man austreten, wenn man gewisse Einstellungen deaktivieren kann?

          Das muss jeder selber wissen. Wer sich nicht der totalen Kontrolle unterwerfen will, ist gut beraten, Facebook zu verlassen. Schließlich basiert das Geschäftsmodell auf Datenauswertung. Facebook macht es schwer, dem zu entgehen. Es hat ein sehr komplexes System installiert, in dem hundert Punkte zu berücksichtigen sind. In Gänze durchblickt das kaum jemand. Noch etwas kommt hinzu: Facebook ist ein soziales Netzwerk und es gibt Menschen, die ihr berufliches und soziales Umfeld dort haben. Und auch wenn sie Facebook gerne verlassen würden, können sie es sich nicht leisten. Für diese Situation gibt es bereits eine Bezeichnung: „locked in“. Eine Suchmaschine beispielsweise kann man ohne weiteres wechseln, doch beim sozialen Netzwerk müsste man sein gesamtes Umfeld davon überzeugen mitzuwechseln. Facebook hat in Deutschland 27 Millionen Mitglieder. Das ist fast eine Vollabdeckung, also kann man bereits von einer Monopolstellung reden. Es würde aber schon helfen, wenn die rechtliche Regeln europaweit strenger gefasst würden.

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