Wir sind es Polen schuldig
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Dem Vergangenen verpflichtet: Außenminister Heiko Maas (SPD) neben seinem polnischen Pendant Jacek Czaputowicz bei der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des Warschauer Aufstands Anfang August Bild: dpa
Wenn das Berliner Schloss zum Schauplatz der Erinnerung an die deutsche Aggression in den Kolonien wird, sollte dort auch an die Zerschlagung Polens durch die Nationalsozialisten erinnert werden. Ein Gastbeitrag.
Im Vorfeld des achtzigsten Jahrestags des deutschen Überfalls auf Polen diskutieren Historiker, Politiker und Journalisten, wie in Berlin an die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnert werden soll. In einer fraktionsübergreifenden Petition haben sich vorgestern 240 Abgeordnete des Deutschen Bundestages für ein entsprechendes Mahnmal ausgesprochen – „an prominenter Stelle“. Aber Widerstand gibt es auch.
Wäre nicht nur das Faktum, sondern auch die Tragweite der im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarten Aufteilung Polens heute bereits fester Bestandteil deutscher Erinnerungskultur, würde wohl niemand öffentlich in Frage stellen, dass es für den Versuch, mitten in Europa einen Staat zum zweiten Mal zu zerstören und ein ganzes Land in eine Zone der Vernichtung zu verwandeln, ein gesondertes Denkmal geben sollte. Mehr als das: Um zu verstehen, wofür der 1. September 1939 über den Angriff auf Polen hinaus steht, ist ein Dokumentationszentrum notwendig. Und das Berliner Schloss ist der richtige Ort, um dieses Ereignis in eine längere Geschichte preußischen und deutschen innereuropäischen kolonialen Erbes einzuordnen.
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