Der Holocaust passt nicht in Rassismus-Kategorien
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Gedenkstätte: das frühere Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, in dem mehr als eine Million Menschen ermordet wurde. Bild: dpa
Der Holocaust und der Antisemitismus sind nicht nur eine besondere Form des Rassismus. Wer das behauptet, verkennt die theologische Kontur der Judenvernichtung. Ein Gastbeitrag.
Unlängst hat der Historiker Dan Diner einen neuen Versuch unternommen, die These von der Singularität des Holocaust als „Zivilisationsbruch“ zu präzisieren (F.A.Z. vom 8. Juli). Demnach müssen die Gestalt des Verbrechens und der absolute, als „negative Erwählung“ zu verstehende Vernichtungswille der Nazis im Zusammenhang gesehen werden. Diner reagiert damit auf aktuelle Versuche, die Einzigartigkeit der Schoah angesichts anderer Genozide und der Gewaltexzesse des Kolonialismus infrage zu stellen.
Demnach beziehe sich das „kognitive Entsetzen“ angesichts des Holocaust zum einen auf den „Charakter der Tat“, der die „Grundannahmen über menschliches Handeln und Verhalten“ in der westlichen Zivilisation dementiert. Allerdings, so wenden Kritiker der Singularitätsthese ein, erfahren auch alle anderen Menschen, die von den Nazis als „Untermenschen“ betrachtet und behandelt wurden, dieses zivilisatorische Dementi. Und das würde auch für alle Opfer von Kolonialismus oder Rassismus gelten.
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