Dürr, dürrer, am dürrsten
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Die Farbskala des deutschen Waldes wird immer deprimierender. Bild: dpa
Das Waldsterben der achtziger Jahre war im Vergleich zu dem, was gerade im Westerwald passiert, harmlos. Der Klimawandel ist in der Mitte Deutschlands angekommen – eine Stippvisite.
Bei Spaziergängen durch den Westerwald bekam man noch vor zwei, drei Jahren Wildtiere normalerweise nur kurz zu Gesicht. Ein Hase, der in der Ferne gelangweilt über den Weg hoppelte, war schon ein Ereignis. In trockenen Perioden sah man dann gelegentlich Rehe im Unterholz. Doch an diesem Morgen, im dritten Dürresommer in Folge, ist alles anders. Zuerst steht da, zwanzig Meter entfernt auf einem Waldweg, ein Reh und schaut uns an. Erst als wir uns ihm bis auf fünf Meter genähert haben, trabt es schwerfällig davon. Um herauszufinden, ob es gesund ist, klatschen wir in die Hände. Jetzt tanzt es rhythmisch in den Wald hinein, und ein zweites Reh, das wir tiefer im Unterholz nicht bemerkt hatten, springt aufgeschreckt in die andere Richtung, ein absurd anmutender Gegenverkehr. Später wird uns noch ein taumelndes Eichhörnchen begegnen. Was ist los im Westerwälder Forst?
Alle sprechen derzeit vom Waldsterben – von den darbenden Wildtieren ist kaum die Rede. Doch sie leiden ebenfalls an der Wasserknappheit und unter der Hitze, verkörpern die geschwächte Natur auf besonders beeindruckende Weise. Bäche und Pfützen sind versiegt, Kräuter und Nüsse, die Nahrung vieler Wildtiere, schon lange vertrocknet. Und in den Wäldern gibt es dort, wo einst die schnellwachsenden Nadelhölzer standen, hässliche Schneisen, welche die Trockenheit noch verstärken und die Rückzugsgebiete der Tiere weiter begrenzen.
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