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Hitler-Attentat am 20. Juli : Gewissen und Auflehnung

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Der deutsche Offizier und spätere Widerstandskämpfer Claus Graf Schenk von Stauffenberg im Jahr 1940 mit seinen Kindern Berthold, Franz-Ludwig und Haimeran. Bild: Picture-Alliance

Die individuelle Verantwortung höher zu stellen als den Befehlsgehorsam, ist das eigentlich Revolutionäre des 20. Juli. Der Tag ist längst zum Symbol der Gesamtheit des Widerstands geworden. Ein Gastbeitrag.

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          Als am Abend des 20.Juli 1944 die ersten Meldungen über den Rundfunk kamen, dass auf den „Führer“ ein missglückter Anschlag verübt worden sei, herrschte selbst unter denen, die den Tod Hitlers jeden Tag herbeisehnten, tiefe Skepsis. Das Attentat sei wohl „der beste Beweis, dass viele Offiziere und Generäle den Krieg bis obenhin satt haben“, schrieb Anne Frank in ihr Tagebuch – es war ihr vorletzter Eintrag. Die Verschwörer hätten aber offenbar geplant, „nach Hitlers Tod eine Militärdiktatur zu errichten, dann Friede mit den Alliierten zu schließen, aufs neue zu rüsten, um nach 20 Jahren einen neuen Krieg zu beginnen“. – Ähnlich misstrauisch reagierte Bertolt Brecht. Als die Nachricht durchgesickert sei, habe er „für den Augenblick Hitler den Daumen“ gehalten – „denn wer, wenn nicht er, wird uns schon diese Verbrecherbande austilgen?“ Auf der Linken verstand man den deutschen Militarismus bekanntlich als die Macht, die in finsterem Zusammenwirken mit dem Großkapital Hitler in den Sattel gesetzt hatte. Sollten sie sich doch gegenseitig zerfleischen!

          Zehn Jahre später, als sich breitere Kreise erstmals für den Widerstand gegen Hitler zu interessieren begannen, sah man die Offiziere um Claus von Stauffenberg als eine Art Exekutive oder verlängerten Arm der bürgerlich-konservativen Opposition. Von einer primär militärischen Motivation wollten die Deutschen damals nichts wissen, sie hatten von allem Militärischen verständlicherweise erst einmal die Nase voll. Die Ansicht, den Offizieren sei es nicht um „die Verfolgung spezifisch militärischer Ziele“ gegangen, vielmehr hätten sie „stellvertretend für alle Gegner des Nationalsozialismus“ gehandelt (Peter Steinbach), ist noch immer verbreitet. Sie liegt in der Logik einer Gedenkkultur, der die Helden fremd geworden sind.

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