So kann es nicht weitergehen
- -Aktualisiert am
Gemeinsam statt gegeneinander: Umweltministerin Steffi Lemke und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir wollen - im Gegensatz zu ihren Vorgängern - künftig an einem Strang ziehen. Bild: EPA
Cem Özdemir steht vor einer Herkules-Aufgabe: Er muss nicht nur den Agrarsektor radikal reformieren, sondern auch die Menschen davon überzeugen, sich vernünftiger zu ernähren. Seine Chancen stehen nicht schlecht.
Es könnte gut sein, dass Cem Özdemir unser aller Leben in dieser Legislaturperiode stärker verändern wird als jeder seiner Kabinettskollegen. Der neue Bundeslandwirtschaftsminister scheint jedenfalls fest entschlossen, Geschichte zu schreiben und endlich einen längst überfälligen Paradigmenwechsel zu vollziehen, um nicht nur unseren Agrarsektor, sondern auch unsere Umwelt und unsere Gesundheit vor dem Ruin zu bewahren. Er sucht im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht die Konfrontation, sondern den Schulterschluss mit dem Umweltministerium, weil Landwirtschaft und Naturschutz für ihn die beiden Seiten derselben Medaille sind.
Er denkt nicht in Erntezyklen, sondern in Generationen, weil Profit nicht die entscheidende Kategorie bei etwas derart Existenziellem wie der Ernährung sein darf. Und er hat mit seiner forschen Ankündigung, „Ramschpreise“ bei Lebensmitteln künftig nicht mehr zu dulden, schon die erste Portion Prügel bezogen. Die populistische Heftigkeit der Gegenreaktion darauf lässt indes die Dicke der zu bohrenden Bretter ahnen - sofort warten die üblichen Verdächtigen zur Stelle, die mit dem Totschlagargument, Essen dürfe kein Luxusgut werden, jeden Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft zuverlässig ersticken.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo