Die große Stunde der Egoisten
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Eine gebrauchte Atemschutzmaske liegt in Laatzen am Straßenrand. Bild: dpa
In einigen Bundesländern wird das Tragen von Masken nur empfohlen. Doch das ist zu wenig: Viele Menschen haben einfach zu wenig Interesse daran, andere zu schützen, erklärt der Soziologe Andreas Diekmann in seinem Gastbeitrag.
Die meisten Menschen verhalten sich in der Krisensituation prosozial. Sie halten sich an die Gebote sozialer Distanzierung, vermeiden Kontakte und vermindern deutlich die Mobilität. Das zeigen auch Bewegungsdaten von Mobiltelefonen aus fast allen Ländern, für die Google anonymisiert Daten veröffentlicht hat. Dagegen folgen sie selten der Empfehlung, Schutzmasken zu tragen. Wer einen Supermarkt mit Maske betritt, findet sich oft allein damit. Unser aller Gesundheit ist bedroht, wenn die Abstände nicht ausreichen, um eine Tröpfcheninfektion zu verhindern. Dabei könnte das Risiko drastisch verringert werden, würde das Maskentragen zur Norm. Warum sind die Menschen beim „social distancing“ prosozial, während die Empfehlung zur Maske weithin auf taube Ohren stößt?
Die Soziologen Gerald Marwell und Ruth Ames haben vor einigen Jahrzehnten das „Kollektivgutspiel“ vorgeschlagen, das mittlerweile zu einer Art „Drosophila“ der Verhaltensökonomie mutiert ist. Mit dem einfachen spieltheoretischen Modell werden Kooperationsprobleme jeglicher Art studiert. Das Spiel geht so: Fünf Personen haben je zehn Jetons und können diese oder einen Teil davon in ein Gemeinschaftsprojekt einzahlen. Alle Investitionen in den „Gemeinschaftstopf“ verdoppeln sich und werden pro Kopf in gleicher Weise ausgezahlt. Zahlen alle ein, sind im Topf nach Verdoppelung hundert Jetons, und jeder erhält zwanzig.
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