Warum hielt der Staat die vierte Welle nicht auf?
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In der Regierungsverantwortung: Noch-Kanzlerin Angela Merkel mit ihrem Vize und designierten Nachfolger Olaf Scholz Bild: Reuters
Seit Juli gab es präzise Warnungen vor einem dramatischen Infektionsanstieg im Herbst. Doch aufgrund einer fatalen Mischung aus Wahlkampf, Täuschung und magischem Denken wurden sie ignoriert.
Vor Kurzem hat der Medienjournalist Stefan Niggemeier verschiedene Schlagzeilen der „Bild“-Zeitung aus diesem Jahr einander gegenübergestellt. Am 10. August zum Beispiel fand er dort den Titel: „KANZLERIN, wir wollen EINIGKEIT und RECHT und FREIHEIT“, mit der Erklärung in etwas kleineren Lettern: „Jeder kann sich impfen lassen, wir brauchen Ihre Vorschriften nicht“. Im November heißt es nun: „Warum sind wir WIEDER NICHT VORBEREITET?“, mit dem etwas kleineren Zusatz: „Stattdessen wurden Tests und Maskenpflicht zurückgefahren“.
Dieser Umschwung ist offensichtlich nicht nur eine Meinungsänderung, die möglicherweise auf die Ablösung des Chefredakteurs Julian Reichelt zurückzuführen ist. Wie Niggemeier treffend formuliert, macht „Bild“ der Politik da zum Vorwurf, dass sie nicht das getan hat, wogegen „Bild“ gekämpft hat. An einer Informationslücke lag es nicht. Als Gesundheitsminister Spahn im Juli vor Achthunderter-Inzidenzen im Herbst warnte, wurde das von der Zeitung durchaus registriert; sie begann den Artikel darüber dann mit dem Satz: „Kommt trotz aktuell niedriger Inzidenzen jetzt wieder Panikmache von der Regierung?“
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