Kritik ja, aber niemals Boykott und Isolation
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Cem Özdemir bei seiner Rede zur Verleihung des Leo-Baeck-Preises. Bild: dpa
Keine Toleranz den Intoleranten: Die wehrhafte Demokratie darf dem Gespräch mit Antisemiten nie den Anschein der Normalität geben. Es reicht auch nicht, sich nur mit Floskeln zum Existenzrecht Israels zu bekennen.
Im April 1996 stand ich hinter einer Bühne neben einem deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens (so sein Selbstverständnis): Ich spreche von Ignatz Bubis seligen Angedenkens. Ich war seit zwei Jahren Mitglied des Deutschen Bundestages, und seither hatten sich unsere Wege immer mal wieder gekreuzt. 1995 sprachen er und ich beim Auftakt der – auch heute noch aktiven und notwendigen – Initiative Schule ohne Rassismus. Jetzt, 1996, wurde Ignatz Bubis in Stuttgart mit dem Theodor-Heuss-Preis ausgezeichnet, ich mit der Theodor-Heuss-Medaille.
Ignatz Bubis und meine Krawatte
Ich war ungemein nervös. Nicht nur angesichts all der namhaften Persönlichkeiten, die im Publikum saßen, sondern auch weil meine Eltern zugegen waren. Und was machte Ignatz Bubis? Er legte seine Hand auf meine Schulter, machte einen Scherz und beruhigte mich. Und dann half er mir auch noch beim Binden der Krawatte, weil er es nicht mitansehen konnte, wie ungeschickt ich mich dabei anstellte.
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