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Jürgen Kaube (kau)

Hetze der AfD : Der giftige Reflex der Schuldzuweisung

  • -Aktualisiert am

Nur die Mauern sind noch übrig: Frankreich trauert um Notre-Dame. Bild: EPA

Während Notre-Dame de Paris noch brannte, verdächtigte die AfD bereits öffentlich Muslime der Brandstiftung. Über politische Positionen lässt sich diskutieren – über dumme Hetze und Niedertracht nicht.

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          Von Zeit zu Zeit erreichen uns Leserbriefe, die sich über den Umgang der Medien und auch dieser Zeitung mit der AfD beschweren. In ihnen ist von einseitiger Berichterstattung die Rede. Man meint: einseitig kritische Berichterstattung. Die AfD vertrete konservative Einstellungen, nationale Gesichtspunkte, in Fragen beispielsweise der Energiewende, des Euros und des Klimawandels, außerdem den gesunden, skeptischen Menschenverstand und allgemein die abendländischen Werte gegen den Islam. Weshalb, so die Beschwerde, setzt sich ausgerechnet eine konservative Zeitung von dieser Partei so deutlich ab?

          Man könnte darauf mit einer ausführlichen Diskussion aller ins Feld geführten Begriffe reagieren, von „einseitig“ bis „konservativ“. Dann würde man beispielsweise fragen wollen, was nationale Gesichtspunkte in einer Weltwirtschaft gelten, deren Akteure die ehemalige Goldman-Sachs- und Allianz-Global-Investors-Managerin Alice Weidel kennen müsste. Man müsste fragen, was abendländisch daran ist, Menschen allein aufgrund ihrer Religion abzuqualifizieren, ob Christus nicht ein Morgenländer war und der heilige Augustinus nicht ein Afrikaner. Oder wie gesund ein Menschenverstand ist, der – ganz wie die Fraktionen der Political Correctness – Personen stets als Mitglieder statistischer Merkmalsgruppen (deutsch, islamisch, männlich/weiblich, europäisch) identifiziert. Und wie skeptisch einer, der nicht sehen will, dass die Polkappen schmelzen und es nicht davon kommt, dass wir so wenig fossile Energie verbrauchen.

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