Verhafteter Mafiaboss Denaro : Bei Mamma, wo sonst?
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Ob auch der geraubte Caravaggio bald wieder auftauchen wird? Carabinieri in Campobello di Mazara, wo sich das Versteck des Cosa-Nostra-Bosses Denaro befand. Bild: Reuters
Eine italienische Künstlerin porträtierte vor Jahren Matteo Messina Denaro. Das Bild fand einen mysteriösen Käufer und verschwand. Jetzt haben Carabinieri entdeckt, wo es die ganze Zeit über hing.
Im Zuge der Verhaftung des Cosa-Nostra-Bosses Matteo Messina Denaro fördern die italienischen Ermittler täglich Neues zutage, und manch einer hegt die leise Hoffnung, dass mit etwas Glück darunter auch einmal ein Hinweis auf den Verbleib des Caravaggio-Gemäldes „Geburt Christi mit den Heiligen Laurentius und Franziskus“ sein könnte, das 1968 in Palermo aus der Kirche San Lorenzo verschwand. Das Bild wird unter den „Top Ten Art Crimes“ des FBI geführt. Angeblich soll die sizilianische Mafia hinter dem Raub stecken. Wenn das tatsächlich stimmt, müsste Denaro etwas darüber wissen. Bisher ist jedoch lediglich ein anderes Gemälde aufgetaucht, über dessen Schicksal ebenfalls gerätselt wurde.
Brillengläser wie Deutschlandflaggen
Es stammt von der italienischen Künstlerin Flavia Mantovan und zeigt Matteo Messina Denaro als jungen Mafioso in lässiger Pose mit Königskrone und Sonnenbrille, deren in Schwarz-Rot-Gelb gemalte Gläser die Spiegelung von Feuerschein darstellen sollen – den Schein des Feuers, das der Mafiaboss, symbolisch gedacht, mit seinen Morden in Italiens Gesellschaft legte (erst erschrickt man, da die Brillengläser wie zwei Deutschlandflaggen aussehen). Das Bild gehört zu einer Porträtserie aus dem Jahr 2005, die Mantovan auf der Grundlage von Fotos malte. 2009 wurden die Gemälde in der Schau „Gesichter der Mafia“ im damals neu eröffneten Mafia-Museum von Salemi, 24 Kilometer von Denaros Heimatort entfernt, ausgestellt. Sie sorgten für einigen Wirbel, denn viele empfanden die Musealisierung der Mafiabosse als unerträgliche Provokation.
Später gingen die Bilder an einen Galeristen in Rom, und irgendwann erhielt die Künstlerin die Nachricht, das Denaro-Porträt habe einen Käufer gefunden, der sofort bereit gewesen sei, eine beträchtliche Summe dafür zu bezahlen. Der mittlerweile verstorbene Galerist behielt den Namen des mysteriösen Käufers für sich. 2011 sollte das Porträt eigentlich im Italienischen Pavillon der Venedig Biennale gezeigt werden, aber der Eigentümer konnte nicht ermittelt werden. Vor ein paar Tagen sind die Carabinieri nun auf ihn und das Bild gestoßen. Das Porträt des Mafiabosses hing die ganze Zeit über im Wohnzimmer einer älteren Dame – bei Matteo Denaros Mamma.