Unter dem Pflaster liegt der Filz
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Sollen am Checkpoint Charlie die Brandwände sichtbar bleiben, als Erinnerung an die Teilung Berlins? Oder soll man hier Hochhäuser bauen und die Erinnerung einem unterirdischen Museum überlassen? Bild: Karsten Thielker
Der Skandal um die Bauakademie und weitere Berliner Symbolprojekte zeigen, dass die Kulturpolitik ein Kungelei- und Kompetenzproblem hat. Wird man wenigstens im Streit um den Checkpoint Charlie eine gute Lösung finden?
Man konnte in den vergangenen Tagen angesichts des Empörungssturms, der über Florian Pronold hereinbrach, fast Mitleid mit dem SPD-Politiker bekommen. Nach allem, was man hört, hat er als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gute Arbeit geleistet – um einmal etwas Positives über ihn zu sagen. Tatsächlich heißt das aber nicht, dass er deshalb auch für den Posten qualifiziert wäre, der ihm soeben in einer bizarren Aktion zugeschustert wurde – nämlich der des Gründungsdirektors der Bundesstiftung Bauakademie.
Die setzt sich für die Errichtung eines neuen Architekturzentrums an der Stelle ein, an der bis 1945 der von Karl Friedrich Schinkel entworfene Akademiebau stand. Der Deutsche Bundestag, der seit einigen Jahren üppige Milliardensummen in die Hauptstadt leitet, auf dass dort Schlösser und gigantische Museen entstehen mögen, hatte für die Bauakademie überraschend 62 Millionen Euro bewilligt, obwohl noch gar nicht klar war, was hier genau passieren soll, ob man Schinkels Architektur rekonstruieren oder lieber etwas bauen will, das so neu und wegweisend wäre, wie Schinkel es damals war.
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