Schöner Entwurf, aber bitte nicht an dieser Stelle
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Wer ein Spektakel bestellt, bekommt es auch: In der Düsseldorfer Innenstadt soll ein Hochhaus mit mehr als hundert Meter Höhe entstehen Bild: Visualisierung Centrum Gruppe Santiago Calatrava
Überwältigung mit großen Namen: Immer häufiger wollen Investoren bestimmen, wie stadtbildprägende Gebäude aussehen. Zeit, sich auf das bewährte Instrument des Architektenwettbewerbs zu besinnen.
Sie hat es wenigstens versucht, die Architektenschaft von Bremen. Der Präsident der Kammer und der Vorsitzende des örtlichen Landesverbandes des Bundes der Architekten (BDA) schickten in ihrer Empörung einen offenen Brief an die Senatsbaudirektorin. Im Herbst 2015 war das. Der Ärger entzündete sich am geplanten Neubau der Deutschland-Zentrale des Logistikkonzerns Kühne+Nagel in der Hansestadt – vierzig Meter hoch, in bester Lage am Kopf der Wilhelm-Kaisen-Brücke, dem wichtigsten Zugang zur Innenstadt über die Weser. Doppelt so groß wie der Vorgängerbau sollte er werden. Der Senat war bereit, das Vorhaben trotz der erheblichen Auswirkungen auf das Stadtbild zu genehmigen, ohne dass zuvor ein Architektenwettbewerb ausgelobt worden war.
Ganz offenkundig wollte die Politik keinen Ärger mit dem selbstbewussten, arbeitsplatzspendenden Bauherrn riskieren, der genau wusste, was er wollte, und dafür seinen biederen Hausarchitekten aus Hamburg mitbrachte. Um den Schein zu wahren, wurde eine Gestaltungskommission ohne nennenswerten externen Sachverstand berufen. Das Ergebnis war, dass die ursprünglich geplante Stahl-Glas-Fassade mit Betonsteinelementen versehen wurde, eingefärbt mit Wesersandsteinmehl, womit sie angeblich zur Umgebung passt. Das Ergebnis ist entsprechend: Ein Gebäude mit nichtssagender Kompromissfassade, das für den Standort viel zu breit geraten ist, versperrt den Blick auf den Dom.
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