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Merkel-Bücher international : Auf diese Kanzlerin schaut die ganze Welt

  • Aktualisiert am

Auf sie schaut die ganze Welt: Angela Merkel. Bild: Picture-Alliance

Sechzehn Jahre Merkel, das Ende einer Ära steht bevor. Wie hat der Rest der Welt sie eigentlich gesehen? Ein Porträt der Kanzlerin aus internationalen Biographien, von China über die Türkei bis Kolumbien und Norwegen.

          8 Min.

          Italien

          Zu den Parallelen zwischen Deutschland und Italien zählt, neben  vielen Gemeinsamkeiten der politischen Geschichte, das übersteigerte Mutterideal: In der Praxis unerfüllbar, führte es zu einer niedrigen Geburtenrate und Erwerbsquote gleichermaßen. Wenn eines der bislang meistbeachteten Merkel-Bücher „Mutti“ im Titel trägt, hat das insofern einen tieferen Hintersinn. Geschrieben von Michael Braun, der seit Ewigkeiten als Korrespondent für die deutsche taz in Rom lebt und deshalb als Italiener durchgehen kann, ist es Ende 2015 bei Laterza erschienen, dem führenden Verlag für historische Literatur.

          Michael Brauns italienische Merkel-Biographie „Mutti“
          Michael Brauns italienische Merkel-Biographie „Mutti“ : Bild: Laterza

          Von den Klischees, die der Titel vermuten lässt, hält Braun sich fern – und spiegelt in seiner Bewertung die Ambivalenz des italienischen Merkel-Bildes. Anders als in Griechenland war auf der Halbinsel – ähnlich wie in den übrigen Krisenländern – die Ablehnung der strengen Euro-Retterin aus dem Norden selbst auf dem Höhepunkt des Schuldendramas nie einhellig; zu offensichtlich erschien, dass die eigene politische Klasse am Niedergang der Berlusconi-Jahre die Hauptverantwortung trug. So kommt der Deutsch-Italiener am Ende zu einer zwiespältigen Bilanz: Merkel sei „weder ein wiedergeborener Hitler noch eine zweite Mutter Teresa“, notiert er mit Seitenblick auf die Flüchtlingsfrage; die fortbestehenden Risiken für die Eurozone ignoriere sie allerdings. Zumindest in diesem Punkt hat sich die Kanzlerin korrigiert – und mit dem gerade für Italien so erfolgreichen Covid-Wiederaufbauprogramm ihr europapolitisches Erbe abgerundet. Ralph Bollmann

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