Nie wieder Butscha und Irpin!
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Luftaufnahme eines Massengrabes in Butscha nach dem blutigen Überfall der Russen im Jahr 2022. Bild: dpa
Wenn deutsche Pazifisten im Ukrainekrieg zu Verhandlungen mit dem Kreml aufrufen, denken sie nur an sich, nicht an die Ukrainer. Das ist grausam und geschichtsvergessen. Ein Gastbeitrag.
Während die russische Frühjahrsoffensive im Osten der Ukraine bereits tobt, überbieten sich einige deutsche Intellektuelle mit Forderungen für den sofortigen Versuch, mit Russland über einen Waffenstillstand zu verhandeln. Die Leichtigkeit, mit welcher Ängste und Zweifel der Westeuropäer dabei in Handlungsmaximen für die Ukraine übersetzt werden, ist für uns – eine Gruppe ukrainischer Wissenschaftler und Kunstschaffender – der Anstoß, in diese Debatte einzugreifen. Es geht uns weniger um eine Replik auf Friedensappelle, die in letzter Zeit erschienen sind, sondern um die Klarstellung der ukrainischen Position, die in Deutschland gelegentlich als „kriegstreiberisch“ und „nationalistisch“ stigmatisiert wird.
Zynische Ersatzhandlung
Einen Friedensaufruf an Russland zu richten dürfte heute wenig Sinn ergeben. Die russische Bereitschaft, Krieg zu führen, wird von Appellen deutscher Pazifisten unbeeinflusst bleiben. Aber einen solchen Aufruf an den deutschen Bundeskanzler im Namen der ukrainischen Zivilbevölkerung zu richten, wie etwa Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht es tun, ist eine abwegige, ja zynische Ersatzhandlung. Denn diese Zivilbevölkerung besteht nicht aus unmündigen Kriegsopfern, sondern aus Bürgern, die gewohnt sind, ihre Regierenden selbst zu wählen und über das Schicksal ihres Landes selbst zu entscheiden – ein Privileg, das sie nicht geerbt, sondern erkämpft haben.
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