Warum wir unsere Mitmenschen an den Pranger stellen
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Wie macht man es richtig? Abstandsregeln und Maskenpflicht dürfen nicht zu Instrumenten sozialer Kontrolle werden. Bild: Cabrera Rojas, Diana
Auf die Einschränkung des Alltags im Kampf gegen die Pandemie reagieren viele Menschen mit übertriebener sozialer Kontrolle. Dagegen hilft nur eines: Anstand.
Es gibt einen neuen Volkssport. Im Englischen heißt er „social distancing shaming“, auf Deutsch könnte man ihn Abstandsscham nennen. Das Phänomen wird in Zeitungen beschrieben, in Blogs kommentiert und auf Twitter geteilt. Es ist das alte Lied im neuen Gewand: Menschen stellen Mitmenschen bloß, die sich ihrer Meinung nach nicht an Regeln halten, um auf diese Weise Konformität zu erzwingen. Der Beschämte soll sich schämen und sein Verhalten ändern.
Meistens geht es um den Regelabstand von zwei Metern, den wir in der Öffentlichkeit einhalten sollen, um eine Tröpfcheninfektion mit dem Coronavirus zu vermeiden. Viele richten sich danach, und insgesamt gehen Bürgerinnen und Bürger beeindruckend diszipliniert mit den staatlichen Vorgaben um. Aber es gibt, wie immer, schwarze Schafe. Sie werden von anderen, die stets alles richtig machen, öffentlich zur Rede gestellt – und manchmal auch an den Pranger.
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