Rabbiner-Kolleg : Rektor Homolka lässt nach Vorwürfen sein Amt ruhen
- -Aktualisiert am
Er kennt die Mächtigen und häufte selbst Macht an: Walter Homolka (Mitte), hier im Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im August 2021. Bild: dpa
Walter Homolka soll sich nicht ausreichend darum bemüht haben, Vorwürfe sexueller Belästigung, die gegen seinen Ehemann erhoben werden, aufzuklären, Der Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs lässt sein Amt nun ruhen.
Bei Walter Homolka laufen in der liberalen jüdischen Theologie wohl die meisten Fäden zusammen. Wer in Deutschland liberaler Rabbiner werden will, kommt an dem mächtigen Rektor des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs, der einzigen akademischen Lehranstalt für Rabbiner hierzulande, kaum vorbei. Homolka ist in allen wichtigen Gremien vertreten, er führt den Vorsitz des jüdischen Studienwerks Eles und der Leo-Baeck-Stiftung, ist Direktor der School of Jewish Theology an der Potsdamer Universität, um nur drei seiner vielen Funktionen zu nennen, und unterhält ausgezeichnete Verbindungen in die Politik.
Von besonderer Brisanz ist deshalb die Nachricht, dass er sein Rektorenamt und seine Funktionen in der jüdischen Gemeinde bis auf Weiteres ruhen lassen will. Der Grund ist ein Bericht der „Welt“, der ihm falschen Umgang mit sexueller Belästigung an dem Kolleg sowie Machtmissbrauch vorwirft. Homolkas Ehemann, damals Dozent und später Pressesprecher der Hochschule, soll einem Studenten 2019 ein Video mit seinem erigierten Genital geschickt haben. Dies habe Homolkas Ehemann zunächst eingeräumt, dann aber über ein Anwaltsbüro versucht, diesbezügliche Presseberichterstattung zu verhindern. Homolka wird der Vorwurf gemacht, sich nicht ernsthaft um Aufklärung bemüht zu haben. Auf Forderung eines Institutsmitglieds habe er eine Untersuchungskommission eingesetzt, deren Leiter in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihm gestanden hätten. Die Kommission habe das Verfahren mit dem unzureichenden Vorschlag einer Mediation beendet.
Machtmissbrauch und falsche Angaben
Darüber hinaus wirft der Bericht Homolka Machtmissbrauch und eine unrichtige Angabe in seiner akademischen Vita vor. Er habe an dem Potsdamer Kolleg eine Atmosphäre der Angst geschaffen und Gegnern mit beruflicher Vernichtung gedroht. Es soll auch noch weitere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung an dem Kolleg geben.
Die Universität Potsdam als Dienstherrin des Instituts hat nach eigenen Angaben schon vor sechs Wochen eine Untersuchungskommission eingesetzt, die „diverse Vorwürfe“ gegen Homolka und einen wissenschaftlichen Mitarbeiter prüfe. Sie soll im August einen Bericht vorlegen und eine Empfehlung zum weiteren Prozedere abgeben. Universität wie Wissenschaftsministerium haben erklärt, die Vorwürfe sehr ernst zu nehmen. Walter Homolka weist sie in einer öffentlichen Stellungnahme zurück. Er sei davon überzeugt, sich „auch hier richtig verhalten zu haben“. Für das Verhalten seines Ehemanns könne er keine Verantwortung übernehmen. Von der Kommission wird nun auch zu klären sein, seit wann Homolka von diesem Fehlverhalten wusste.