Im Wirrwarr der Plastik-Spaghetti
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Vieldeutige Knäuelbildung gehört bei Cimarosa zur Handlung. Bild: Stefan Gloede
Was für ein Spaß! Die Potsdamer Winteroper zeigt Cimarosas turbulente Opera buffa „Il matrimonio segreto“ in einer kurzweiligen Inszenierung von Adriana Altaras.
Aufgeregt kurbeln sie die Spaghetti auf ihre Gabeln und singen dabei: „Was für ein Durcheinander“. Das Chaos auf den Tellern der sechs Personen, die hier zum großen Finale des ersten Aktes angetreten sind, entspricht in etwa dem der Handlung. Da ist Regisseurin Adriana Altaras ein schlagendes Bild eingefallen für den Zwischenstand zu diesem Zeitpunkt. Und was lassen sich mit solchen Plastik-Spaghetti nicht für feine Dinge anstellen: Zwischen Kinn und ausgestrecktem Arm gespannt, taugen sie für eine Geigen-Pantomime; um den Hals geschlungen lassen sie sich – je nach Spannungszustand – zur zärtlichen Annäherung zweier Köpfe wie zur Strangulationsdrohung einsetzen; und das Portionieren bereitet dem gehetzten Kellner auch keine Umstände: einfach rein mit der Hand in den Topf.
Auf die kleine Bühne des Schlosstheaters im Neuen Palais von Potsdam-Sanssouci passt nicht allzu viel, aber das Wenige verwenden Adriana Altaras und ihre singenden Darsteller mit frischer Phantasie. Eine fabelhafte, wie Schaumwein perlende Aufführung von Domenico Cimarosas Oper „Il matrimonio segreto“ (Die heimliche Ehe) ist das Resultat: Die temporeiche Inszenierung bewegt sich auf der Höhe, die Cimarosas Musterbeispiel einer Opera buffa vorgibt. Einen Hit, einen erfreuenden, bald plagenden Ohrwurm wird man aus der bekanntesten Oper des Italieners kaum mitnehmen. Aber das Stück ist von einer durchgängigen Griffigkeit, Pointiertheit und Rasanz, dass dem Publikum die Zeit wie im Fluge vergeht.
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