
Lambrecht auf Instagram : Ganz bedeutend
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Im falschen Film? Verteidigungsminsterin Lambrecht in der Silvesternacht Bild: christine.lambrecht/Instagram
Verteidigungsministerin Lambrecht fasst zum Jahresende auf Instagram zusammen, was ihr zum Krieg einfällt. Offenbar hat sie niemanden, der ihr sagt, dass es auch in der Silvesternacht Schamgrenzen gibt.
Sie wird eine ganz, ganz bedeutende Verteidigungsministerin der Bundesrepublik Deutschland sein. Sagte Olaf Scholz (SPD) über Christine Lambrecht (SPD) vor ihrer Einführung ins Amt. Ganz, ganz bedeutend – das klang schon damals wie der Versuch, etwas zu beschwören. Aber Christine Lambrecht macht es den Gunst verteilenden Göttern schwer. Nach ihrer Amtseinführung machte sie nämlich erst einmal Urlaub.
Wenig später verteidigte sie mit Händen und Füßen, ihren Sohn im Diensthelikopter zu einem Truppenbesuch in der Nähe von beider Urlaubsort mitgenommen zu haben. Es folgte das Angebot an die Ukraine, mit fünftausend Schutzhelmen die Verteidigung gegen Russland zu unterstützen. „Letale Waffen“, so Lambrecht damals, wolle man nicht liefern, um den Konflikt nicht „weiter anzuheizen“. Beistand als Urlaub vom Kampf? Folgerichtig wurde anschließend Munition zu spät bestellt, denn ohne sie sind Waffen ja am wenigsten letal.
Im Bundestag gab Lambrecht zum Besten, „der Gepard ist kein Panzer“, weil er „mit diesem Rohr dann in die Luft schießt“, um entfernte Objekte zu erfassen, was ein Panzer nicht könne. So ließ sich der Begriff „Flugabwehrkanone“ in der Zeitenwende natürlich auch erläutern. Dass in manchen Waffengattungen ohnehin die Hälfte nicht mit einem Rohr in die Luft schießen kann oder nur drei Tage lang, hat Lambrecht bislang nicht dazu bewegen können, einen Schadensbericht vorzulegen. Stattdessen fasste sie jetzt an Silvester auf Instagram zusammen, was ihr zum Krieg einfällt: „Mitten in Europa tobt ein Krieg. Damit verbunden waren für mich ganz viele besondere Eindrücke, die ich gewinnen konnte, viele, viele Begegnungen mit interessanten und tollen Menschen. Dafür sage ich ein herzliches Dankeschön.“
Satire von Gerhard Polt
Die ganz, ganz bedeutende Ministerin hatte durch den Krieg also viele, viele Begegnungen und ganz viele Eindrücke. Das teilt sie den Leuten und unter ihnen geflüchteten Ukrainern mit, während im Hintergrund der Aufnahme („Berlin bereitet sich auf den Jahreswechsel vor“) Böller explodieren und Feuerwerksraketen pfeifen. Grotesker hätte es Gerhard Polt auch nicht abdrehen können. Offenbar hat die Ministerin niemanden, der ihr sagt, was für eine Figur sie macht – und dass es auch in der Neujahrsnacht Schamgrenzen gibt.
Dass die Regierungssprecherin keinen Anlass sah, das Video zu bewerten, durfte man als vornehmes „Spricht für sich“ verstehen. Das Verteidigungsministerium betonte, es seien keine staatlichen Ressourcen verwendet worden. Selbst wenn man zu diesen Ressourcen den Respekt zählt, trifft das zu. Denn wo kein symbolisches Kapital mehr war, konnte auch keines mehr verbraucht werden.