Christiane Hörbiger gestorben : Mit einem Schuss Bitterkeit
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Christiane Hörbiger, hier eine Aufnahme aus dem September 2013, ist am Mittwoch im Alter von 84 Jahren gestorben. Bild: dpa
Christiane Hörbiger entstammte einer bedeutenden Schauspielerfamilie. Bekannt wurde sie einem breiten Publikum mit tragenden Rollen in Fernsehserien. Jetzt ist sie gestorben.
Die Hörbigers galten bereits als große österreichische Schauspielerdynastie, als am 13. Oktober 1938 Christiane als zweites Kind von Attila Hörbiger und Paula Wessely und damit auch Nichte von Paul Hörbiger das Licht der Welt erblickte. Laut Familienlegende wollten die Eltern von keiner ihrer drei Töchter (es gab noch Elisabeth, geboren 1936, und Maresa, geboren 1945), dass sie in ihre Fußstapfen traten, aber nach Elisabeth, die schon sehr bald, um nicht auf die Familienherkunft reduziert zu werden, den Namen ihrer Großmutter mütterlicherseits, Orth, annahm, begann auch Christiane – und zuletzt eben auch Maresa, aber das ist wieder eine andere Geschichte – sich im Schauspiel zu versuchen.
Sie debütierte schon 1955 im Film „Der Major und die Stiere“ (Regie: Eduard von Borsody) an der Seite ihres Vaters Attila, begann ein Studium am Max-Reinhardt-Seminar, das sie aber nach nicht einmal einem Semester abbrach, um dann Privatunterricht, vor allem bei einer anderen Schauspiellegende, Alma Seidler (1899–1977), zu nehmen. Nach einigen frühen Auftritten am Burgtheater, unter anderem als Recha in Lessings „Nathan der Weise“ (beim ersten Versuch 1959 war ihr da kein großer Erfolg beschieden), und zahlreichen wechselnden Engagements im gesamten deutschsprachigen Raum, etwa München, Heidelberg, wieder am Burgtheater, auch bei den Salzburger Festspielen (als Buhlschaft), fand sie von 1967 bis 1985 am Schauspielhaus Zürich eine feste zweite Heimat.
Das wahre Heimatgefühl schien Christiane Hörbiger aber doch eher im Film und besonders seit den 1980er Jahren in Fernsehserien gefunden zu haben. Der Durchbruch in Deutschland etwa gelang ihr spätestens mit der Rolle der Gräfin Christine Guldenburg in der vom ZDF produzierten Familienserie „Das Erbe der Guldenburgs“, die zuerst zwischen 1987 und 1990 ausgestrahlt wurde. Zu einem weiteren großen Erfolg wurde sodann die Serie „Julia – Eine ungewöhnliche Frau“, koproduziert von ARD und ORF. Diese lief zwischen 1999 und 2003 im österreichischen und deutschen Fernsehen. Hörbiger spielt darin mit Witz und, ja, doch auch ein bisserl Bitterkeit die Titelrolle, Richterin Dr. Julia Laubach, die nach schweren Schicksalsschlägen in der kleinen Stadt Retz im Weinviertel in Niederösterreich einen Neuanfang wagt, aber auch dort oft mit Problemen konfrontiert wird, die ihr Privatleben tangieren. 1992 spielte sie die Figur einer Göring-Nichte namens Freya von Hepp in „Schtonk!“, Helmut Dietls Satire auf die Publikation der gefälschten Hitler-Tagebücher durch den „Stern“.
Christiane Hörbiger nutzte ihre Popularität immer wieder für öffentlichkeitswirksames ehrenamtliches Engagement. So gehörte sie etwa 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie e.V. (DFA), setzte sich für Menschenrechte und gegen Rassismus ein, war ebenfalls seit 2003 Österreichs UNICEF-Botschafterin und warb, etwa 2010, für die Unterstützung der Deutschen Krebshilfe.
Für etwas Verwirrung sorgte 2019 ein von ihr autorisiertes Video, in welchem sie, ganz entgegen der Hörbiger-Familientradition und ihren bis dahin bekannten Überzeugungen, den damaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz unterstützte. Sie selbst hat sich später nie dazu geäußert.
Anlässlich ihres achtzigsten Geburtstages veröffentlichte sie unter dem Titel „Ich bin der Weiße Clown“ ihre Lebenserinnerungen, etwa an ihre beiden Ehen – 1962 bis 1967 mit dem österreichischen Regisseur Wolfgang Glück und von 1968 bis 1978 mit dem Schweizer Journalisten und Autor Rolf Robert Bigler. Dieser zweiten Ehe entstammt Hörbigers Sohn Sascha Bigler.
An diesem Mittwoch ist Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren in ihrer Geburtsstadt Wien verstorben.