Zum Tod von Dieter Laser : Der Lustverzweifelte
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Kantig-knochig und pechschwarze Augen: Dieter Laser bei den 69. Bad Hersfelder Festspielen in einer Inszenierung von Kafkas „Prozess“ Bild: dpa
Von Gründgens entdeckt, mit Peter Stein groß geworden und später an der Seite von Burt Lancaster und Glenn Close gespielt: Zum Tod des Schauspielers Dieter Laser.
Entdeckt wurde er von Gustaf Gründgens. Bei ihm saß der junge Dieter Laser in Hamburg heimlich auf den Proben, hinten, in der letzten Reihe des großen Schauspielhauses, doch eines Tages entdeckte ihn der legendäre Theatermann und verwies ihn des Platzes. Aber Laser reagierte so geistesgegenwärtig gewitzt, dass Gründgens ihn liebgewann und in kleineren Rollen besetzte.
Nach dessen Tod musste Laser kurzzeitig in die Provinz ausweichen, spielte in Konstanz und wurde von dort – damals waren die Intendanten noch neugierig und reisten von Stadttheater zu Stadttheater – von August Everding an die Münchner Kammerspiele wegengagiert. Hier traf er auf die blutjunge Regiehoffnung Peter Stein, bei dem er im Schicksalsjahr 1968 als Collie Couch in Brechts „Dickicht der Städte“ auftrat.
Bester Darsteller 1975
Die Zusammenarbeit mit Stein hielt einige Jahre an – er ging mit ihm nach Zürich und wechselte von dort nach Berlin, wo er zu den Mitbegründern der Schaubühne zählte. Von 1971 bis 1974 war er auch Direktoriumsmitglied des selbstverwalteten Theaters. Aber schon Mitte der siebziger Jahre verabschiedete er, der bald nicht mehr zum eingeschworenen Zirkel der Stein-Schauspieler zählte, sich vom Ensembledasein und begann eine Karriere als freier Künstler. Kaum stand er das erste Mal vor der Kamera, wurde Dieter Laser für seine Rolle in „John Glückstadt“, einer Verfilmung der Storm-Novelle „Ein Doppelgänger“, mit dem Deutschen Filmpreis als bester Darsteller ausgezeichnet.
Im Laufe seiner vielfältigen Filmkarriere spielte er im „Tatort“ und neben Burt Lancaster und Julie Christie im Mehrteiler „Väter und Söhne“, aber seine bekannteste Rolle war der skrupellosen Zeitungsreporter Tötges in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, verfilmt von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta. Spät wurde Laser auch von Hollywood entdeckt. Dort spielte der Mann mit dem kantig-knochigen Gesicht und den pechschwarzen Augen an der Seite von John Malkovich und Glenn Close. Meist wurde er dort unter seinen Möglichkeiten als Gauner, Kriegsverbrecher oder Betrüger besetzt.
Einmal kehrte er noch triumphal ans Theater zurück, 2010 in der „Was ihr wollt“-Inszenierung von Armin Holz, der alle Rollen gegen die Mode mit in die Jahre gekommenen Darstellern besetzte. Und so spielte Laser sich noch einmal an der Seite alter Weggefährtinnen wie Ilse Ritter die Seele aus dem Leib. Als lustverzweifelter Herzog Orsino stand er auf der Bühne des Berliner Renaissance-Theaters und sprach Shakespeares Sätze so ausdrucksstark, als müsste er sie erst von seinem ganzen drahtigen Körper durchfühlen, um sie zu beweisen.
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Dieter Laser, der 1941 in Kiel in eine streng christliche Familie hineingeboren wurde und sich in den turbulenten Nachkriegsjahren zunächst als Hoteldiener durchschlug, bereits am 29. Februar gestorben. Wenige Tage zuvor, am 17. Februar, war er 78 Jahre alt geworden.