Von Sommer 2023 an : Milo Rau wird neuer Chef der Wiener Festwochen
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Ein politisch denkender Künstler: Milo Rau Bild: picture alliance/dpa/KEYSTONE
Mythisch, gewaltig, umstritten: Milo Rau wird von Juli 2023 an als Intendant die Leitung der Wiener Festwochen verantworten. Er kündigt an, sich dort für ein vielstimmiges, kämpferisches Welttheater einzusetzen.
Er ist der größte Windmacher des Theaterbetriebs. Erregt Aufsehen mit fast allem, was er tut. Zuletzt etwa damit, dass er sich für die Rückgabe einer in der Stiftsbibliothek in St. Gallen aufgebahrten Mumie einsetzte. Milo Rau, 1977 in Bern geboren, ist einem traditionalistischen Begriff des linken politischen Theaters verbunden und produziert mal mehr, mal weniger eindrucksvolle Dokumentartheaterabende, gehalten im Stil einer international lesbaren Ästhetik. Jetzt ist er zum Chef der Wiener Festwochen ernannt worden – einer der wichtigsten Posten in Österreichs Kulturbetrieb.
Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sagte, Rau sei einer der „bedeutendsten europäischen Regisseure“. Er sei „jemand, der Menschen für Theater zu begeistern vermöge. Als politisch denkender Künstler arbeitet Milo Rau in verschiedenen Bereichen von Theater über Oper bis Film und ist international bestens vernetzt. Somit steht nun wieder eine strahlende Künstlerpersönlichkeit an der Spitze der Wiener Festwochen.“
Rau selbst zeigte sich über seine neue Arbeitsstelle euphorisch: „Ich kenne keine andere Stadt, die so brennt fürs Theater wie Wien, und freue mich deshalb unglaublich über meine neue Aufgabe.“ Er könne es „kaum erwarten, an die große Tradition der Wiener Festwochen anzuknüpfen und ein mythisches, gewaltiges, umstrittenes Theaterfest zu schaffen. Es sollen Festwochen gemeinsam mit allen und für alle werden: ein vielstimmiges, formal diverses, leidenschaftliches und kämpferisches Welttheater. Ein Fest für Wien und die Welt.“
Rau übernimmt die Leitung des Festivals ab Juli 2023 vom derzeitigen glücklosen Leiter Christophe Slagmuylder. Slagmuylder hatte vergangenen Herbst überraschend bekanntgegeben, das Festival vorzeitig zu verlassen. Er übernimmt Mitte des Jahres das Kulturzentrum Bozar in seiner Heimatstadt Brüssel. Rau wiederum gibt seine Stelle am Niederländischen Theater Gent auf.