Auswahl des Theatertreffens : Ist denn in der Provinz nichts los?
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Wird das wieder ein Fest? Blick auf das Haus der Berliner Festspiele Bild: Picture Alliance
Die Auswahl des Theatertreffens 2023 steht fest. Überraschend sind vor allem die vielen Mehrfacheinladungen. Der Fokus verengt sich auf die großen Städte.
Auf einer Pressekonferenz im Haus der Berliner Festspiele hat die Jury des Berliner Theatertreffens ihre diesjährige Auswahl bekanntgegeben. Folgende zehn Inszenierungen werden aus dem deutschsprachigen Raum zur sechzigsten Ausgabe des Festivals im Mai nach Berlin eingeladen: „Die Eingeborenen von Maria Blut“ (Burgtheater Wien), „Ein Sommernachtstraum“ (Theater Basel), „Der Bus nach Dachau“ (Schauspielhaus Bochum), „Nora“ (Münchner Kammerspiele), „Ophelia’s Got Talent“ (Volksbühne Berlin), „Zwiegespräch“ (Burgtheater Wien), „Der Einzige und sein Eigentum“ (Deutsches Theater Berlin), „Kinder der Sonne“ (Schauspielhaus Bochum), „Das Vermächtnis (The Inheritance)“ (Residenztheater München), „Hamlet“ (Anhaltisches Theater Dessau).
Überraschend sind vor allem die vielen Mehrfacheinladungen. Sowohl das eben erst zur Premiere gekommene vergessene Theaterstück „Die Eingeborenen von Maria Blut“ als auch die schwach inszenierte neue Uraufführung von Peter Handkes „Zwiegespräch“ kommen vom Burgtheater, das sich freuen wird zur Abwechslung einmal wieder positiv im Gespräch zu sein.
Aus München vom Residenztheater kommt die Adaption des dramatischen Gesellschaftsepos „Das Vermächtnis (The Inheritance)“, von den Kammerspielen eine Emanzipationsrevue von Felicitas Brucker. Auch Berlin ist zweimal mit von der Partie, zum einen mit dem Stirner-Abend („Der Einzige und sein Eigentum“) von Sebastian Hartmann und – angesichts der Breitenwirkung nicht unerwartet – dem schrillen Tanzprovokationsabend „Ophelia’s Got Talent“. Das Schauspielhaus Bochum schließlich kann sich über die Einladung eines Dokumentartheaterabends über Dachau und Mateja Koležniks Gorki-Inszenierung „Kinder der Sonne“ freuen. Allein Basel und Dessau sind mit jeweils nur einer Einladung dabei.
Der Fokus verengt sich also deutlich. Bald werden überregional wahrscheinlich nur noch Theater aus fünf Städten wahrgenommen. Das interessante Theatergeschehen, so die implizite Botschaft der Jury, konzentriert sich auf wenige wichtige Zentren. In der Peripherie ist nichts los. Dann ist das Ganze allerdings bald kein Treffen des deutschen Theaters mehr, sondern ein Austausch des Großstadttheaters unter sich.