So sexistisch ist die Klassik
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„Es gibt Mechanismen, die nahelegen, dass die Frage der Qualität geschlechtsspezifisch nicht neutral ist“: Yeon Shin während eines Dirigentenwettbewerbs Bild: Wonge Bergmann
Wenn genügend Kastraten zur Verfügung stünden, bekämen Frauen nicht einmal Rollen als Sängerinnen: Der Klassikbetrieb hält hartnäckig daran fest, dass Musen weiblich und Genies männlich zu sein haben.
Das Programm der Berliner Philharmoniker für die kommende Konzertsaison ist gestrig – so sehr, wie man es 2018 kaum für möglich gehalten hätte. Denn die nächste Saison wird überwiegend von Männern bestritten. Fast nur als Sängerinnen dürfen Frauen bei den Berliner Philharmonikern mal auf die große Bühne. Weil die Musikszene für die hohen Stimmen keine Kastraten mehr bereithält und nicht alles mit Countertenören bestritten werden kann, kommen die strikt konservativen Programmmacher an Sopranistinnen nun mal nicht vorbei.

Freie Autorin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.
Das ist aber nicht alles: Nicht ein einziges Mal steht eine Dirigentin bei den Philharmonikern am Pult. Auch neue Musik von Frauen wird fast nicht gespielt. Ausgerechnet von den Berliner Philharmonikern, die so viel Wirbel um ihre Vorbildfunktion und die Nachwuchsförderung machen, würde man anderes erwarten, zumal sie seit acht Monaten in Gestalt von Andrea Zietzschmann sogar eine weibliche Intendantin haben.
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