Schmierfurt a. M. : Frankfurts Oberbürgermeister und seine kunstlosen Kinder
- -Aktualisiert am
Der Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann sieht Kulturpolitik „als Bildungsaufgabe und Schmiermittel sozialer Infrastruktur“. Die Chefin des Frankfurter „Verlags der Autoren“ hält in einer Brandrede dagegen.
Gerade in diesen Tagen, in denen aller Welt die Frage auf den irdischen Koalitionsnägeln brennt: „Wer wird was?“ beziehungsweise „Wird’s überhaupt was?“, ist an eine alte überirdische Weisheit zu erinnern. Sie besagt, dass, was Gott in seiner allmächtigen Güte wohlweislich getrennt habe, der Mensch (also die Politik) nicht freventlich zusammenzwingen dürfe. Nämlich die Kultur und die SPD. Ein Glanzbeispiel dieser sündhaften Mesalliance lieferte jüngst Genosse Feldmann, seit kurzem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main.
In einer Art kultur(!)politischen Enzyklika (vulgo „Papier“) hat er sich gut sozialdemokratisch der Devise befleißigt, dass Kultur nichts sei, wenn sie nicht alles sei. Also auf keinen Fall Kunst. „Deshalb ist Kulturpolitik umso erfolgreicher, je mehr sie sich als Bildungsaufgabe und Schmiermittel sozialer Infrastruktur, Wirtschaftsförderer und Integrationsmotor, Stadtentwicklungsprogramm und Präventionsstelle versteht - also Aspekte der Kultur berücksichtigt, die eben nicht etablierte Kunst sind.“ Parkhäuser, Kindergärten, Banken, Einkaufszentren, Fußgängerzonen: sind Kultur, weil sie der Politik den sozialökonomischen Betrieb schmieren.
Eine Brandrede
„Ariadne auf Naxos“, Shakespeares „Sturm“ oder Beethovens letztes Streichquartett sind es nicht: weil sie als sozialdemokratisches „Schmiermittel“ nicht taugen. Dafür sind sie zu „elitär“. Das heißt, übersetzt: erlesen. Auch das Kindertheater fällt seit neuestem offenbar unters Erlesenheitsverdikt. Marion Victor, die Chefin des Frankfurter „Verlags der Autoren“, der die weltweit besten Kindertheaterautoren vertritt, hat am Donnerstag Abend beim traditionellen, naturgemäß erlesenen „Autorenforum für Kinder- und Jugendtheater“ eine Brandrede gehalten. Auch gegen Feldmann.
Darin beklagt sie, dass „immer mehr Produktionen ohne Autoren, dafür aber mit Pädagogen entstehen“, das heißt nicht künstlerisch, sondern sozialschmiermittelmäßig in Szene gesetzt werden (Motto: Gesinnung supi, Kunst nulli!). Und: „Haben wir uns um Kunst für Kinder bemüht, dafür gearbeitet, dass sie anerkannt und etabliert wird, damit sie als Standortfaktor und Schmiermittel sozialer Infrastruktur von einer Kulturpolitik degradiert wird, die Kunst vor allem mit dem Etikett ,elitär‘ versieht und damit als eigentlich überflüssig erachtet, um nicht zu sagen: verachtet?“ So laufe man Gefahr, dass dem Theater für Kinder sein verzauberndes, aufrüttelndes, kurz: kunstreiches Potential genommen werde. Aber so werden aus den kunstlosen Frankfurter Kindern des Genossen Feldmann wenigstens kunstlose Erwachsene. Die dann hoffentlich SPD wählen.