Gäste aus dem Saal geschickt : Panne bei Festspielen in Bayreuth
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Warten auf die Fortsetzung: In Bayreuth stehen sich die Besucher die Beine in den Bauch Bild: dpa
Der erste Akt dauert nicht einmal zwanzig Minuten: Wegen einer technischen Panne muss die Premiere der Bayreuther Festspiele unterbrochen und der Saal geräumt werden. Die Gäste genießen derweil ein frühes Glas Rotwein.
Die 103. Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth haben mit einer Panne begonnen. Erstmals in der Geschichte des Opernspektakels unterbrach eine technische Störung eine Aufführung nach knapp 20 Minuten. Auf der Bühne sollte gerade eine Sängergruppe in einem beweglichen Käfig in die Höhe gezogen werden. „Dann gab es zweimal einen lauten Knall, es fielen Holzstücke auf die Bühne, dann senkte sich der Vorhang“, berichtete eine Festspielbesucherin.
Die Wiederaufnahme der Oper „Tannhäuser“ in der Regie von Sebastian Baumgarten ging damit gehörig schief. Die Premierengäste mussten das Festspielhaus aus Sicherheitsgründen verlassen - unter ihnen waren dutzende Prominente wie Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich-Genscher (FDP) und der Schlagersänger Roberto Blanco.
„Ich dachte zuerst, das ist Teil der Inszenierung“
Den Zuschauern blieb zunächst nichts anderes übrig, als sich bei sommerlichen Temperaturen ins Freie zu begeben. Viele der Gäste steuerten das benachbarte Festspielrestaurant an. „Das erste Glas Rotwein nach wenigen Minuten Aufführung - das ist neu“, sagte eine Zuschauerin. „Die Wagners experimentieren ja sehr gerne, ich dachte zuerst, das alles ist Teil der Inszenierung“, ergänzte ihr Begleiter.
Die Ursache für die Panne am sogenannten „Venusbergkäfig“ sei noch nicht klar, hieß es in einer ersten Reaktion aus der Pressestelle. Peinlich sei das für den Festspielort, der jedes Jahr so viel Tamtam mache, schimpfte eine Frau, die aus dem Norden nach Bayreuth angereist war.
Viele andere Gäste nahmen die frühzeitige Pause aber mit Humor: „Drei Pausen beim Tannhäuser, das gab’s noch nie. Das ist Weltpremiere“, sagte zum Beispiel Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der CDU. „Wenn die Technik das einzige ist, das nicht funktioniert, dann können wir damit leben.“ Auch die Festspielbesucherin Brigitte Schneider meinte: „Das kann doch passieren, alles nicht so schlimm.“ Sie ist mit 74 Jahren Stammgast auf dem Festspielhügel. „Da habe ich schon viel erlebt, das erschüttert mich nicht.“
Der Moderatorin Sandra Maischberger kam die Unterbrechung letztlich sogar ganz gelegen: „Wir kamen leider zu spät in Bayreuth an, die Türen des Festspielhauses waren bereits geschlossen“, berichtete sie. „Nun kommen wir doch noch rein.“
Nach etwa 40 Minuten Unterbrechung ertönte dann auf der Königsempore des Festspielhauses die Fanfare der Bläsergruppe - zum Zeichen, dass es weitergehe. Ein Teil des ersten Aktes wurde danach noch einmal aufgeführt. Diesmal ohne den schwebenden Käfig.