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Suspendierter Ballettdirektor : „Ein bisschen erschrocken über mich selber“

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Die Staatsoper am Georgsplatz in Hannover im Februar 2019 Bild: dpa

Am Samstag hatte der Ballettdirektor der Staatsoper Hannover die Tanzkritikerin der F.A.Z. in einer Premierenpause mit Hundekot attackiert. Jetzt hat er Stellung bezogen – und sich gerechtfertigt, statt sich zu entschuldigen.

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          Der wegen einer Hundekot-Attacke suspendierte Ballettchef Marco Goecke hat sich zu seinem Angriff auf unsere Tanzkritikerin geäußert. „Ich denke, dass die Wahl der Mittel nicht super war, absolut“, sagte der Choreograph in einem Interview dem NDR Niedersachsen. Es sei gesellschaftlich „bestimmt nicht anerkannt oder respektiert“, wenn man zu solchen Mitteln greife.

          „Und ich bin auch ein Mensch, der so was noch nie gemacht hat, insofern bin ich natürlich auch ein bisschen erschrocken über mich selber“, sagte Goecke. Aber auch seine Person, sein Werk, sein Geschäft sei über Jahre beschmutzt worden, rechtfertigte er sich.

          Goecke hatte am Samstagabend am Rande der Premiere von „Glaube – Liebe – Hoffnung“ unsere Tanzkritikerin Wiebke Hüster zunächst verbal und dann auch physisch angegriffen. Nachdem er ihr ein „Hausverbot“ angedroht und vorgeworfen hatte, für Abonnementskündigungen in Hannover verantwortlich zu sein, hatte er eine Papiertüte mit Hundekot hervorgezogen und das Gesicht unserer Tanzkritikerin traktiert.

          Der Kulturminister entschuldigt sich

          Die Staatsoper Hannover hat ihren Ballettdirektor Marco Goecke an diesem Montag mit sofortiger Wirkung suspendiert und ihm Hausverbot erteilt. Das geht aus einem internen Schreiben an alle Mitarbeiter hervor, das die Staatsoper zudem als Pressestatement verschickt hat. Zunächst hatte die Hannoversche Allgemeine Zeitung berichtet.

          „Durch seine impulsive Reaktion gegenüber der Journalistin Wiebke Hüster“, heißt es im Schreiben der Geschäftsführung, habe Goecke „am vergangenen Samstagabend gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen“. Dadurch habe er „das Publikum, die Mitarbeitenden des Hauses und die allgemeine Öffentlichkeit auf das Extremste verunsichert und damit dem Staatsballett massiv geschadet“.

          Jürgen Braasch, Verwaltungsdirektor der Staatsoper, stellt dazu fest: „Es geht hier nicht nur um die Zukunft von Marco Goecke, sondern auch um die Zukunft des über dreißigköpfigen Ballettensembles, das nach Hannover gekommen ist, um mit Marco Goecke zu arbeiten. Die Theaterleitung hat auch gegenüber jedem Ensemblemitglied eine Fürsorgepflicht.“

          Von Marco Goecke erwarte das Niedersächsische Staatstheater in den nächsten Tagen eine umfassende Entschuldigung und – gegenüber der Theaterleitung – Erklärung, bevor das Theater seinerseits „über weitere Schritte informiert“.

          Unterdessen hat sich der niedersächsische Kulturminister Falko Mohrs bei der angegriffenen Journalistin entschuldigt. „Das Verhalten ist völlig inakzeptabel und die Attacke ist widerlich“, sagte der SPD-Politiker an diesem Montag. „Wir werden mit dem Staatstheater über weitere Konsequenzen beraten“, sagte Mohrs. „Als Aufsichtsratsvorsitzender drücke ich der Journalistin Wiebke Hüster mein Bedauern aus und bitte um Entschuldigung.“

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