Kultur unterm Messer
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Dorota Glac ist polnische Schauspielerin und hat gemeinsam mit anderen Künstlerinnen das Frauen-Theaterkollektiv TERAZ POLIŻ gegründet. Bild: Alina Gajdamowicz
Seit Antritt der PiS-Regierung gerät die Kunstfreiheit in Polen unter Druck. Nun will sie auch die städtischen Theater auf Linie bringen. Polnische Künstler sprechen von einem Boykott liberaler Themen.
Auf der Tür zu ihrem Büro ist eine weiße Vulva aufgemalt, und darüber steht in Großbuchstaben „Waginet“, ein Wortwitz aus „gabinet“ (polnisch: Arbeitszimmer) und „wagina“ (Vagina). Das Büro gleicht einem Antiquitätenladen: Knallgelbe und hellblaue Stühle stehen zwischen einem grünen Sofa mit buntem Wollüberzug, Spiegeln und roten Kissen mit goldener Umrahmung auf dem Boden. Alles Dinge, die in starkem Kontrast zu dem tiefbraunen Schreibtisch und den dunklen Einrichtungsgegenständen stehen. „Noch ist alles etwas provisorisch“, sagt Monika Strzępka. „Als ich hierher gekommen bin, sah ich diesen gigantischen Schreibtisch, eine Minibar zum Befüllen, die große dunkle Bibliothek – wie in einer Behörde.“ Für sie Symbole der Macht, mit denen sie sich nicht schmücken will.
Strzępka gehört zu den angesehensten Theaterregisseurinnen Polens und behandelt in ihren Stücken regelmäßig das Thema Sex und Gender. Im vergangenen Jahr wurde sie – mit absoluter Mehrheit der Wahlkommission – für fünf Jahre zur neuen Direktorin des städtischen Teatr Dramatyczny gewählt. Das Theater im 237 Meter hohen Warschauer Kulturpalast aus sowjetischen Zeiten ist eines der renommiertesten in ganz Polen. Seit Strzępkas Wahl steht es im Zeichen des Feminismus: In einem Saal neben dem Eingang leuchten Scheinwerfer auf eine riesige goldene Vulva-Statue in der Mitte.
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