Missklänge um Iran : Israel kritisiert Daniel Barenboim
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Wird in Israel misstrauisch beäugt: Daniel Barenboim Bild: dpa
Die israelische Kulturministerin Miri Regev fordert die Bundesregierung dazu auf, einen angeblich geplanten Auftritt des Dirigent Daniel Barenboim in Iran zu verhindern.
In Israel sieht man nach der Einigung über das Atomabkommen mit Iran nun auch kulturell die letzten Dämme brechen. Am gestrigen Mittwoch forderte die israelische Kulturministerin Miri Regev die deutsche Bundeskanzlerin auf, zu verhindern, dass der Dirigent Daniel Barenboim mit der Berliner Staatskapelle in Teheran auftritt. Ein solches Konzert, schreibt Regev auf Facebook, schade den Bemühungen Israels, das Atomabkommen mit Iran zu verhindern, und spiele den Gegnern ihres Landes in die Hände, zu denen die Ministerin auch Barenboim zählt. Der in Argentinien geborene Dirigent wuchs in Israel auf und besitzt dessen Staatsbürgerschaft, setzt sich aber für einen Ausgleich mit den Palästinensern ein. Die israelische Zeitung „Jediot Ahronot“ war zuvor noch einen Schritt weiter gegangen: Sie spekulierte darüber, ob die Bundeskanzlerin selbst nach Iran fahren wolle und erwäge, Barenboim und seine Staatskapelle zu der Reise einzuladen. Es sei eine Schande, dass Angela Merkel darüber nachdenke, „einen Israel-Hasser mitzubringen, nur um noch ein paar Punkte bei den iranischen Händlern zu gewinnen“.
Für die angeblichen Reisepläne gibt es jedoch keine offizielle Bestätigung. Nur Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier gab zu Wochenbeginn bekannt, dass er – ohne musikalische Begleitung – im Oktober nach Teheran fliegen werde. Die Staatskapelle nahm zunächst keine Stellung. Dafür gab es zwei andere Dementis: Ein Vertreter des iranischen Kulturministeriums hatte laut Agenturberichten von Verhandlungen mit den Wiener Philharmonikern gesprochen, die Anfang September während eines Besuchs des österreichischen Staatspräsidenten Heinz Fischer in Teheran auftreten könnten, und er erwähnte auch ähnliche Gespräche mit den Berliner Philharmonikern. Beide Orchester wiesen diese Berichte zurück.