„Hier werden alle ausgequetscht wie Zitronen“
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Wollen die deutschen Theater nicht demnächst an ihrem kunstvoll aufgewirbelten Staub ersticken, müssen sie sich besser um ihn kümmern: Bühnenarbeiter im Dienst Bild: Popeye
An vielen Theatern knirscht es gewaltig. „Vorne verkünden wir die Menschenrechte, hinten wirst du angeschnauzt“, beschreibt Hubert Eckart von der Theatertechnischen Gesellschaft die Zustände. Ein Interview aus dem Maschinenraum.
Herr Eckart, wieder kann eine Inszenierung, die zum Theatertreffen eingeladen war, im Berliner Haus der Festspiele nicht gezeigt werden, weil Transport und Einrichtung der Bühnenbilder zeitlich und personell zu aufwendig gewesen wären („Das Internat“ vom Schauspiel Dortmund). Kapituliert die Technik vor der Ausstattungskunst? Oder sind die Regisseure und Bühnenbildner heute einfach übergeschnappt?
Weder noch. Aber auch ich wundere mich ein bisschen, denn das Theatertreffen gibt es seit mehr als fünfzig Jahren, das Haus der Berliner Festspiele ist technisch saniert worden und die Größenordnungen der Ausstattungen heutzutage sind bekannt. Stress gibt es allerdings genug an den Häusern. Ich würde sogar sagen, unsere Theater befinden sich in einem verhängnisvollen Kreislauf, in dem sie durch hohe Zuschauerzahlen und enge Premierentaktung ständig ihre Existenzberechtigung unter Beweis stellen müssen. Das ist genauso unsinnig wie die Diskussion über Einschaltquoten beim öffentlichen Rundfunk. Artikel 5 des Grundgesetzes bedeutet, ihr sollt euch um Quoten keinen Sorgen machen müssen, die Kunst, die Wissenschaft und die Presse sind frei. Es ist eben nicht die Aufgabe des Theaters, jeden Abend ausverkauft zu sein, auch wenn Politiker das gern als Rechtfertigung für ihre Zuschüsse so hätten. Die Diskussion über das Theater sollte eine ästhetische sein, nie eine über Quoten.
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