Warum wurde Plácido Domingo ausgebuht?
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Plácido Domingo Ende Juli mit Ermonela Jaho im Teatro Real in Madrid Bild: EPA
Der spanische Tenor Plácido Domingo übernimmt sich mit dem Dirigat der „Walküre“. Das Publikum kennt keine Gnade. Was ist passiert?
Liv Ullmann, Reihe 23, Platz 28 links, schwarzes Kleid mit aufgestickten Goldfarnblättern, stocken die Hände beim Schlussapplaus. Was hier gerade passiert, ist grausam: Der Dirigent der „Walküre“, Plácido Domingo, tritt allein vor den Vorhang des Bayreuther Festspielhauses und wird, bis zur Gehässigkeit gnadenlos, ausgebuht. Vor über vierzig Jahren, als die norwegische Schauspielerin, die nun die Richard-Wagner-Festspiele besucht, mit Ingmar Bergman die „Szenen einer Ehe“ drehte, erlebte Domingo seine glanzvollen Debüts in London, Buenos Aires und Paris. Aus dem überragenden Tenor von damals ist inzwischen ein immer noch charaktervoller Bariton geworden – aber auch ein Dirigent, der Mitleid erweckt. Das hätte man ihm ersparen sollen.
Domingo, klug, lernbegierig, vielseitig, liebt die Musik von Richard Wagner. Er hat in Bayreuth den Siegmund in der „Walküre“ und die Titelpartie in „Parsifal“ gesungen. Doch als Dirigent mutet er sich nun zu viel zu. Die akustischen Verhältnisse mit dem gedeckten Orchestergraben und der verzögerten klanglichen Ansprache – der Ton kommt mit größerem Abstand als andernorts nach dem Schlag des Dirigenten – sind heikel. Man darf als Dirigent den Sängern gegenüber nicht nachgiebig sein, muss führen, sonst verlangsamt sich das Tempo immer mehr.
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