Die Bühne als aktivistische Anstalt
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Eine schwarz verhüllte Skulptur an der Volksbühne in Berlin Bild: Matthias Lüdecke
Viele Theater müssen neuerdings um ihre Zuschauer kämpfen. Aber haben das auch schon alle Theatermacher verstanden?
Betrachtet man die aktuellen Spielpläne der deutschsprachigen Theater, so ist eine triviale Erkenntnis kaum zu umgehen: Viele subventionierte Bühnen verstehen sich als Orte des politischen Aktivismus. Kein Theater, das sich nicht gegen Krieg, Kapitalismus und Klimawandel positioniert. Kein Theater, das nicht scheinnaiv fragt: Wie wollen wir leben? Kaum ein Theater, das nicht den angeblich zunehmenden Rassismus bekämpft und Gewalt gegen Frauen (Gewalt gegen Männer eher nicht).
Am Züricher Neumarkt-Theater lautet die Parole schon seit Längerem „Love Play Fight“, wobei der heldenhafte Kampf sich zum großen Teil um Diversität und Genderstern dreht, aber auch um „Hacking und Whistleblowing“. In Heidelberg veranstaltet man demnächst „Remmi Demmi“, ein „Widerstandsfestival“. Das Theater hat Stückaufträge vergeben, „in denen die Autor*innen danach fragen, was Widerstand ist und wo er geleistet werden muss“. Zuallererst offenbar im Theater. An der Berliner Schaubühne übt man den „queer-lesbischen Blick“, lädt die immer gleichen Diskutanten zu immer neuen „Diskursreihen“ ein, geißelt den „Klassismus“ und wünscht sich die „Arbeiterklasse an der Abendkasse“. Im Spielzeitheft äußern sich dazu zwei soziale Aufsteiger mit der Spezialisierung „Klima, Klasse, Queerness“. Die reale Arbeiterklasse, so sie noch besteht, sorgt sich vermutlich eher um die Heizung.
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